Der kluge Frosch

Paul Scheerbart 

Das Lachen ist verboten


Der kluge Frosch

Eine Wiesen— Fabel

aus: das Lachen ist verboten

„Unglaublich!“ sagte der Spatz zum Frosch, „was sich diese Menschen mit ihren FIinten jetzt schon einbilden. Sie schießen auf uns mit einer Dreistigkeit los, als wenn wir gar keinen Schnabel hätten!“

Der Frosch nickte mit seinem dicken Kopf und meinte bedächtig:

„Ich sage Dir, lieber Freund, mit den Störchen ist’s genau so! Die bilden sich sogar ohne Flinten alle Tage mehr ein!“

„Kann man Nichts dagegen machen?“ meinte nach einer Weile der Spatz, der sich sehr ärgerte.

Beide besannen sich —  sie saßen auf einer Wiese, und es ward wieder mal Abend auf der Erde.

Da sagte der Frosch:

„Quaken!“

Und er quakte, und alle seine Verwandten quakten mit.

Der Spatz aber flog verdrossen fort —  er konnte ja nicht quaken.

Der Frosch lächelte nachher.

Der Spatz aber konnte sich nicht beruhigen, er ärgerte sich immerfort über die eingebildeten Menschen, schimpfte auf ihre Flinten und ruinierte den guten Ruf des Menschengeschlechts ganz und gar.

Doch half das was?

Nein!

Der Frosch war viel klüger.

Gegen die Unverschämtheit hilft nur ein lustiges Gequake, aus dem klingt immer so froh heraus:

„Feind, wie piepe bist Du mir!“

Diese Wendung ärgert tatsächlich die unverschämten Bösewichter am allermeisten.

Und es kommt doch nur darauf an, daß man diejenigen, die uns ärgern —  auch ein wenig ärgert.

Quak’, mein Söhnchen! Quak’!


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Revision 07-01-2023

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