Briefe an Erich Mühsam

Erich Mühsam und Paul Scheerbart an Herwarth Walden

Berlin 25. VIII. 03

Geehrter Herr!Sie werden mit uns der Meinung sein, dass es so nicht weiter geht. Was zuviel ist, ist zu viel. Es geht eben nicht. Deshalb werden wir eine neue Tages-Zeitung gründen, »Das Vaterland« soll sie heissen. Wir reichen Ihnen dieHand, schlagen Sie ein und kommen Sie nächsten Sonnabend (29. August)zur Vorbesprechung, Friedrichstrasse 46, Ecke Zimmerstrasse (Schultheiss)8 1/2 Uhr.Frauen, besonders Frauenrechtrechtlerinnen haben keinen Zutritt.Mit urdeutschem HerzensgrussErich Mühsam   Paul ScheerbartBerlin W. 50.CharlottenburgAugsburgerstrasse 46.  Kaiser-Friedrichstrasse 29.


An Erich MühsamHerrn Erich Mühsam Redakteur am »Vaterland« Berlin W. Augsburger Str. 46.Abs. Scheerbart Charlottenburg Kaiser Friedrich Str 29

Poststempel: 4.9.03

L.E.M! Die Wilde-Aufführung besuche ich voraussichtlich nicht. Ob ich morgen Abend im Schultheiß sein kann, ist auch noch sehr zweifelhaft. Die»gemeinsame« Erklärung ist mir aber noch nicht »saftig« genug – ich dachte, Du würdest mir Manuskript zur Unterschrift senden. Solange diese nicht da – dürfte »Freistadt« meinen Namen nicht verwenden.

Schönste Vaterlandgrüße!

Dein

P.C.W.


An Erich Mühsam(M)onsieur Erich Mühsam Wirklicher Geheimer Theaterdirektor 46. Augsburger Str. 46 Berlin W. Allemagne!Abs. Monsieur Scheerbart, Charlottenburg Kaiser Friedrich Street Nummro 29Fotopostkarte mit Aufdruck: Paris. – Theätre du Chatelet, von Scheerbart überzeichnet

31. Dec. 1903

Randbeschriftung:Lieber College! Ich danke Dir für Deine schönen Wünsche! Halte fest amGründen! Kauf das obige Theater an – und – und – na – Prost Neujahr!In das Bild geschrieben:Meine Frau wünscht Dir drei Theater!!! (3)Bald der Morgen tagt!!!!Tagte doch auch der Morgen bei uns!Hurrah!Immer muthig!


An Erich MühsamHerrn Erich Mühsam Schriftsteller Zürich VUniversitätsstrasse 10 Schweiz!

Montag 10. October 1904 Abds.

Lieber Erico! Besten Dank für Deine letzte Karte! Ja! Ja! Jetzt wird schonAlles »gut« werden! Oh! Indessen kannst Du mir umgehend mitteilen,

ob das Centraltheater in Zürich (Dir. Jos. Valle) für meine Stücke in Be­tracht kommt? Wenn ja – schreib ich Dir Näheres. Bitte – bitte – schreibe umgehend u. eingehend. Ich werde Dir sehr dankbar sein.

Allmächtige Bärengrüße

von

Deinem

P.C.W.

Randbeschriftung:Kaiser u Band V schon fertig gedrucktEs lebe Dein Tantenbuch!


An Erich Mühsam(An) Herrn Erich MühsamZürichRutistrasse 30 part. rechtsSchweiz!

8. Nov. 1904

Erich! Erich! Erich! Dein Brief war köstlich und erquickte meine Seele! Wildesten Dank! Es lebe der Nachthimmel! Essay bei Remer? Der hat ge­nug Bücher angenommen (60) – er kann nicht mehr. Landauer Theilhaber des Schnabelschen Verlags? Oh! Das freut auch. Komm bald her!! Grüße die »Neue Züricher Ztg«. Und – und – willst Du nicht mal die »Tantenmörder« meiner Stücke wegen verwundert ansehen? Hast Du schon Bd V u. VI bekommen? Die Erbtante hab ich noch nicht. Zehn Trillionen lustiger Bärengrüsse u. ebenso viel schmerzlicher

von D. P.C.W.

Rand- und Zwischenraum beschrifiung:Die Tantenmörder haben sich meine Bibl. von Eisselt kommen lassen.Kommst Du mal mit ihnen zusammen?? Schreib mir das doch.Werde blos nicht so berühmt wie ich. Es ist nicht zum Aushalten.Gut gehts mir nicht, ich bin wirklich erschöpft.Ich bin halbtot.


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An Erich MühsamHerrn Erich Mühsam, Schriftsteller p. Krankenhaus Bethanien Zimmer 104. Berlin S. O. 26 Mariannenplatz

Poststempel: 4.2.05

Bester Eriko! Es freut mich mächtig, daß Du 6 Pfund zugenommen hast. Ich habe 36 Pfund a b genommen. Was Du mit der Bemerkung »Es lebe die Antierotik!« sagen willst, ist mir einfach »unverständlich«. Bist zu gegen den Dynamitschaden versichert? Schreib bald! Gute Besserung

Ich bin

Dein alter

P.S.

Randbeschriftung:Alle Felder sind voll Schnee – oh weh!


An Erich Mühsam(An) den Fürsten von Mühsamowitsch gen. Erich Mühsam Charlottenburg Grolmanstrasse 22.

Donnerstag 15. Febr. 1906

Lieber Eriko! Altes großes Durchlaucht! Meinen schönsten.Dank für Deine Karte. Grüße Herrn Pordes-Milo und sage, daß ich ihm Anfang März, wenn ich vom Rhein zurück bin, schreiben werde; ich freue mich sehr über die 23 Seiten. Diese 23! Dolle Zahl – nich? Von Münchhausen hörst Du bald. Ich schreibe Dir Rheinkarten.

Dein altes P.C.W.

Rand- und Zwischenraumbeschriftung: am 23.2.06 lese ich in Cöln am Rhein Bärengrüsseüü


An Erich Mühsam(An) den edlen Grafen Mühsamowitsch gen. Erich Mühsam Wien VI Engelgasse 4. VI.

Lieber Graf! Die Rheinkarten sind am Rhein – ich habe sie da nicht be­schrieben – weil ich mich am Rhein halbtot geärgert habe. Wie kann ein Mensch, der sich am Rhein halbtot ärgert, Rheinkarten schreiben? Wie? Grüße Karl Kraus! Ich schreibe einen 500 Quartseiten langen Pallas-Roman »Lesabendio, der traurige König« und bin mit 16 Bärengrüssen

Dein lustiges P.C.W.J.J.P.D.

Montag 19. März 1906


An Erich MühsamHerrn Herrn Erich Mühsam Ascona pr. Locarno (Canton Tessin) Schweiz

Wilmersdorf b. Berlin, Pfalzburger Str. 52.

23. Juli 1906.

Eriko! Blaubuchianer! Temperenzler! Naturwald! Chiantiast! Kritiker und Recensent! Willst Du Staatsrat im Haupt-Bureau der Vereinigten Staaten von Europa werden? Ich kann Dir eine Dienstwohnung evtl. aufm Mont­blanc verschaffen. Hier streikt alles! Die Duma ist aufgelöst, ich auch – Bär desgleichen. Spandow streikt auch – schickt nichts mehr – die Kapitalisten schicken i h m auch nichts mehr. Siehste – da hast Du – das Wahre! Das sind die Pyramiden aus festem Stein. Denk an Europa! Jetzt wirds bös! Ach ja!

17 Bärengrüsse!

Ganz umgekrempelt

Dein

altes

PCW


An Erich MühsamHerrn Erich Mühsam Askona bei Locarno ferma in poste Schweiz

Sonntag, 23. Sept. 06.

Eriko! Eriko! Was hast Du für feine Kritik geschrieben! Ich schüttle Dir beide Hände – und schreibe Dir einen langen Brief, wenn Du mir Deine ge­naue Adresse schreibst – – da ich nicht weiß, ob diese Karte ankommt. Ich bekam Deine Kritik erst letzten Donnerstag von Ilgenstein. Zwei Unendlichkeiten ganz mit Bärengrüssen angefüllt sendet

Dir

Dein altertümlicher

Paul Scheerbart


An Erich Mühsam(An) den Herrn Herrn Erich Mühsam Wien VI. Engelgasse 4. IV.

Wilmersdorf b. Berlin, Pfalzburger 52

2. Oct. 06.

Eriko! Eriko! Deine Ansichtskarte hat mich auch »furchtbar« erfreut. Zu­nächst trinken wir auf Dein Wohl – deux fleurs(?) – na prost! Der »Brief« kommt bald. Ich bin nur ein bischen »erschöpft«. Der Bär hat ein dreiecki­ges Drama »Das interessante Leben« geschrieben. Ich mache die »Jenseits-Gal« ganz neu; 11 Blatt sollens werden – 3 1/2 fertig – Sachen, die jenseits von der Neptunbahn Realität haben. Glaubst Du, daß ich noch Realität habe? mir kommts manchmal nicht so vor. Na – darüber brauchen wir uns auch nicht zu wundern. »Immer munter!« ist jetzt mein Wahlspruch. Und dabei – schlaf ich so viel. Ergebensten Gruß an Karl Kraus. Bald kommt mein Brief. Lesabendio hat schon 200 geschriebene Seiten – 500 sollens wer­den. Kubin kommt in diesem Monat nach Berlin – wann Du?

Ueber-Neptuns-Grüsse – auch vom Bären

Dein unleserlich

PCW

Randbeschriftung: Na prost!


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An Erich Mühsam

Zehlendorf-Wannseebahn Anna Str. 5. pt. links. Freitag den 19. April 1907.

Oh, Du Eriko! Also: in der Amalienstraße wohnst Du? Das ist doli! Na -ich wohne, um meinen Bären zu ehren, in der Anna-Str. – die 30 Sekunden von der Paul-Str. entfernt ist. Merkst Du was? Ach ja, das macht der Ruhm! Aber ich lehnte es ab, auch meinen Vatersnamen dicht neben den Rinnstei­nen leuchten zu lassen; die Vornamen »konnte« ich leider nicht als Straßen­namen verbieten – unsre Gesetze sind eben ein bischen schwach. Caro sagte, Du kämst bald her! Nun – komm‘ nur recht bald. Dann kannst Du Dir meine Lorbeern ansehen. Nettes Kraut! Sehr nettes Kraut!*) Aber wenn Du denkst, daß ich die Montblanc-Spitze unter meinem rechten gro­ßen Zeh fühle – so bist Du wieder auf Irrwegen. Irre weniger! Sonst sag ich garnichts mehr. Jenny? Asteroiden-Roman?

Langsam! Nicht das Tempo zu sehr beschleunigen; die Europäer haben zu viel Hühneraugen.

Du tust mir aber einen Gefallen, wenn Du an Oesterheld u. Co W. 15. Liet-zenburger 60 umgehend eine Karte schreibst mit der Bitte um ein Ex »Jenseits-Galerie« f. d. Recension; sage, daß Du Juni 1906 über Münchhau-sen im Blaubuch schriebst (ich gabs ihnen) – und daß ich Dich gebeten, ih­nen zu schreiben; sie knausern so furchtbar mit den Exemplaren. Uebri-gens: ich schreib eine komische Oper »Madam Pfau«. Und der Bär schreibt ein komisches Opus: »Der vergnügte Erich«.

Au! Au! Hurrauh! Mit 87 donnernden Bärengrüssen

Dein PCW.

Randbeschriftung: *) Figaro? Oh! Oh!


An Erich Mühsam

Herrn Erich Mühsam München Türkenstrasse 81.11

Zehlendorf-Wannseebahn, Anna Str 5. 13. Mai 1907.

Lieber Erico! Das war eine sehr schöne Karte. Und wir haben uns mächtig gefreut. Und uns tut die Freude sehr nötig, da es mit der Entwicklung Euro­pas immer noch nicht ordentlich vorwärts gehen will. Dieses »Europa«! Nach der letzten Kulturschlacht wird hoffentlich alles besser. Grüße Meyrink tüchtig; schreibt er schon wieder? Und auch Herrn Schnabel grüße, obschon ich ihn nicht kenne – u. auch Ilgenstein grüße, wenn er wie­der kommt. Es lebe das Blaubuch u. Deine Kritik!

Blau-grüne Frühlingsbärengrüße! Ganz ächte »Bärengrüsse« – nicht Beerengrüsse

Dein PCW.


An Erich Mühsam

Zehlendorf-Wannseebahn, Anna Str 5 Freitag 28. Juni 07 Abds 8

Eriko! Eben erhielt ich Eure köstliche Karte – und siehe: da hatte ich auch schon den letzten Satz vom IIIten Akte des IIten Mondes niedergeschrieben: »Eine köstliche Nacht!«

Das sagt die Clarissa! Dir und Hardekopf 87 Trillionen Bärengrüsse*) aus der Annastrasse

Dein oller Paul Scheerbart

Randbeschriftung:*) bitte teilt sie Euch – teilt! teilt!


An Erich MühsamHerrn Erich Mühsam Wilmersdorf b. BerlinUhlandstrasse 61.Zehlendorf-Wannseebahn, Anna 5.

9. Juni 1908.

O Erico! Du hast wohl schon gehört, daß ich jetzt das Perpetuum mobile tatsächlich erfunden habe. Darum habe ich naturgemäß keine Zeit, in die Stadt zu kommen. Möchtest Du morgen Mittag gegen 1 Uhr bei uns Mittag essen? Wir würden uns sehr freuen.

Perpe kann ich Dir leider nicht senden, da noch keins hergestellt – aber -warte nur – balde.

Perpetuirlich

Dein

PCW


An Erich MühsamHerrn Erich Mühsam Ascona pr. Locarno Canton Tessin Schweiz!

Zehlendorf – Wannseebahn Anna Str 5

10. VIII. 08.

Eriko! Heute kommt der Laurentius-Schwarm; ich habe entdeckt, daß das vom Kometen »losgelöste« Kometenbewohner sind. Oh – wären wir auch mal von der »Terra« losgelöst! Das Rad wird »morgen« gehen – deswegen schreibe ich Dir heute. Europa ist noch ganz ruhig – das ist aber die Ruhe vor dem Sturm. Ein Mäcen gab heute 50 M 60 für neue »dicke« Räder

70 Septillionen Bären*)grüsse

Dein

Paul Scheerbart

Randbeschriftung:

*) morgen hat er Geburtstag!


An Erich MühsamHerrn Erich Mühsam München Augustenstr. 23.1.

Zehlendorf-Wannseebahn, Anna Str 5. Sonntag Abend am 10. Januar 1909

Oh Eriko! Deine Karte hat mich sehr erquickt. Heiligsten Dank! Ich wün­sche Dir auch ein möglichst gutes Jahr – ich wurde am 8. Jan. d. J. nach den amtlichen Notizen, die ja nicht völlig maßgebend sind, 46 Jahre alt. Entre nous: Wir wissen ja alle nicht, wie alt wir eigentlich sind. Ich glaube, wir sind älter als unser ganzes Sonnensystem*). »Katerpoesie« bekommst Du demnächst aus Paris. Das Perpe geht jetzt nach meiner Meinung. Ich habe die »endgiltige« Lösung doch gefunden u. vorgestern dem Patentamt geschickt. Schaff Dir also bald Banknotentasche etc an; Du wirst sie brauchen.

Ich aber werde Asket erster Güte.

Die Sahara wird in ein Kunstgebirge verwandelt, und ich bin mit gr. Bären-
grüssenDein PCW.

Randbeschriftung:*) Doch das nur nebenbei!!!Ja – das Kunstgebirge!!!

Die Sahara-Architektur ist sehr gross – sehr gross.


An Erich MühsamHerrn Erich Mühsam p. Cafe des Westens Berlin W am Kurfürstendamm

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str 20 links II [von Bhf. Friedenau-Wannseebahnhof via Cramer Str]

Mittwoch 7. IV. 09

Eriko! Wir wohnen wie oben angegeben – lebst Du noch?Immer mutig! Wenn der Krieg auch noch nicht ausbricht – Hoffnungbleibt.

Bärengrüsse Dein oller Antimilitarist

P. Scheerbart


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An Erich Mühsam

28. IV. 09

Mittwoch 1/2 2 Mittags

Haiensee

Lieber Eriko Mühsam!

War soeben Grolman 47 – dort sagte Postbote, daß da weder Krüger noch Mühsam – war auf 48 bei Frau Krüger – dann im Cafe des Westens, wo Du um 11 mit Caro weggingst.

Schönsten Dank für Deine hocherfreuliche Karte. Leider bin ich für heute Abend festgelegt (Friedländer Melnik Ruest Einstein) kommen zu uns. Ich kann nicht mehr abschreiben, da der Abend seit 14 Tagen vorbereitet ist. Morgen in der Frühe fahr ich zu Richard Dehmel Blankenese Parkstr. 22. Bitte bitte schreib mir dahin – hauptsächlich auch die Adresse des Dr Dou­glas – und dann, ob Cronbach die beiden Manuskripte sandte – und wann die Bücher erscheinen sollen.*) Frankfurter hat Flora Mohr angenommen. Nochmals heiligsten Dank! Und mächtige Weltgrüße!

Altid**) din**) PCW.

Randbeschriftung:*) u. auch vom Honorar – ja?

**) das ist schwedisch.


An Erich Mühsam

Blankenese 30. April 1909

Liebes Eriko! Schönsten Dank für Deinen Brief u. für alle Deine Taten. Oh – das war großartig von Dir. Schönsten Dank auch für die 50 M. Ich bedaure sehr, daß ich Dich nicht mehr sprechen konnte. Natürlich bin ich mit Al­lem einverstanden – nur nicht mit der Zusammenziehung der Bücher in einen Band. Das geht in keinem Falle. Sterbe lieber. Daß Alles erst im Oc-tober erscheint oder etwas später – das ist mir sehr angenehm. Ich weiß nur noch nicht, ob Cronbach die beiden Manuskripe sandte. Ich nehme aber an, wenn Du nichts weiter schreibst. Ich schreibe gleich an Dr. Douglas.

Wenn Du den Herrn wieder in München siehst, so sieh doch zu, daß er die Contrakte für die beiden Bücher sendet – entsprechend meinem Briefe an Dich. Ich werde Dir »furchtbar« dankbar sein. Nu – wollen wir wieder ein bißchen lachen – wir haben ja jetzt Zeit dazu.

Hier ist es einfach herrlich.Richard Dehmel läßt Dich auch schön grüßen. Wir trinken u reden.

Heil!

Hipp!

For ever*)

Dein

alter

Paul Scheerbart

*) das ist englisch.Randbeschriftung:Grüße die Männer des Cafes.


An Erich MühsamHerrn Erich Mühsam München Kaulbachstr. 40.11.

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str. 20. Donnerstag 6. Mai 1909.

Liebes Eriko! Bin wieder hier. Aber die 50 M sind von der Deutschen Bank noch nicht da. Bär war Sonnabend auf der Bank und erhielt die Nachricht, daß in 3-4 Tagen die Sache erledigt würde. Ich hoffe also auf morgen evtl übermorgen.

Sehr dankbar würde ich Dir sein, wenn Du mir mitteilen möchtest, ob die kontraktliche Fixirung noch vor Pfingsten stattfinden kann. Herr von Ka­minski erschien in der »Schaubühne« am 29. April. Bitte Bitte – schreibe bald eine Zeile.

An den 2 Büchern müßte jedenfalls festgehalten werden – die Sachen passen ja nicht zu einander – ein Band unmöglich.

Mit vielen Bärengrüßen

Dein

P.C.W.


An Erich Mühsam

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str 20.

2. Juni 1909

Mein liebes Eriko!

Die Sache ist einfach. Wenn Herr Dr Douglas vor 4 Wochen Dir gegenüber tatsächlich die beiden Manuskripte annahm, so kann er nicht zurück. Schreibe mir daher umgehend, ob Du beeidigen kannst, daß er mündlich Dir gegenüber beide Bücher annahm. Kannst Du das nicht beeidigen, dann muß ich Dich natürlich blos um die Rückgabe der Manuskripte bit­ten. Du hast in jedem Falle getan, was Du konntest, u. ich danke Dir für Deinen guten Willen. Langen kommt nicht in Betracht – der Verlag wird nicht mehr lange bestehen – das weiß ich ganz genau. Der Simpl. geht schon in diesem Jahre ein. Bonseis wollte nicht einen Pfennig Honorar für wilde Jenny im Voraus zahlen – das ist der ganze »Krach«. Verleger ohne Geld soll man mit Vorsicht behandeln. Vorlesen möchte ich nicht mehr. Dabei kommt nichts raus. Nur immer mutig! Schönsten Dank, daß Du so für mich sorgen wolltest. Aber es wird schon alles gehen – wenn man nur nicht plötzlich einen Widerwillen gegen das ganze Weiterleben bekommt. Cassi-rer will Jenny u die 12 astralen Novelletten auch nicht bringen. Hier wird aber im nächsten Winter »Manches« doch durchgesetzt werden. Nur immer mutig! Bekamst Du »Katerpoesie«?

Nu schreibe bald – ich denke, daß ich schließlich doch wenigstens ein Rein­geld von Herrn Dr Douglas erhalte – evtl noch 250 M. Ob Du richtig tatest, Dein Man. zurückzuziehen, vermag ich von hier aus nicht zu beurteilen. Na – nur immer mutig! Und – richtig ist es jedenfalls, wenn man sich »Gar­nichts« gefallen läßt – denn dabei kommt nichts raus.

Bärengrüsse!

Junigrüsse!

Katergrüsse!

Ueberweltgrüsse!

Dein

olles

PCW

Randbeschriftung:Ich erhielt bislang von Herrn Dr Douglas nicht eine einzige Zeile

ich hab ihm 3 Briefe geschrieben


An Erich Mühsam

Herrn Erich Mühsam Charlottenburg Grolmanstr. 48.11.

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str 20. 14. Nov. 1909

Liebes Eriko! Beneidet habe ich Dich. Aber – na wir wollen nicht davon re­den – der Reclamewert der Zelle erscheint mir ungeheuerlich. Indessen – noch keine Kritik erschien über Flugschrift. Kannst Du mir viel­leicht mitteilen, wann die Deine im Blaubuch kommt? Ich wäre Dir sehr dankbar, denn ich bin sehr ungeduldig.

Hastigen Dynamit- u. Bärengruss!

Dein oller

Paul Scheerbart


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An Erich Mühsam
Herrn Erich Mühsam Herausgeber des »Kain« München Akademiestrasse 9.

Gr. Lichterfelde W. Marschner Str 151 4. April 1911.

Oh Eriko! Kain ist fein. Gratulire! Hat mir alles viel Spaß gemacht. Ich glaube, daß das gehen könnte. Aber – Du wirst Dich eklig anstrengen müs­sen. Na prost! Und Heil! Viel Heil! Deine Scheerbartiana in der D. Mon­tags Ztg haben mir sehr viel Freude gemacht. Ich schüttle Dir das Pfötchen. Ich schrieb nicht früher, weil ich glaubte, daß Du längst wieder eine andere Adresse hättest. Hier viel Aerger – sehr viel. Aber – immer mutig! Sterne heute Abend sehr klar – das tröstet. Viel Glück u. ein paar Milliarden

Perpeh- u Bärengrüsse von Deinem

alten PCW.


An Erich Mühsam

Fotopostkarte mit Scheerbart-Porträt von Filip Kester
Liebes Eriko! Heiligsten Dank für den prächtigen Artikel in der Friedens­warte! Die Flugschrift aber war keine Satire! Mein Wort darauf. Na prost! Immer mutig!

Unzählige Bären- u Frühlingsgrüsse!

Din old
16.11.13.
PCW.

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