Rübezahl

Elfter Auftritt |
Rübezahl. Rüffel. Vorn links auf der grossen Leiter sitzend. Raxer und die drei Touristen stehend und trinkend. |
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RÜBEZAHL |
Ihr drei Menschen seid von der Unermesslichkeit der Welt überzeugt – einen weiten Blick habt Ihr schon – das ist nicht zu bestreiten. Aber Ihr denkt noch garnicht daran, die unermessliche Welt grossartig zu finden – und denkt auch garnicht daran, dass diese grossartige Welt es wert sein könnte, durch ein bischen Unglück und Unbequemlichkeit umkrustet zu sein – zum Schutze – damit nicht jeder Hansnarr so ohne weiteres an das Grosse rankann. Ihr wagt es, ganz einfach zu verzweifeln. Ihr wagt es. |
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RAXER | Bei den Menschen entwickelt sich Alles sehr sehr langsam. | |
RÜBEZAHL | Der weite Blick nutzt ihnen also noch nichts? | |
RAXER | Man merkt noch nicht viel vom Nutzen. | |
RÜFFEL | Wie willst Du da den Menschen helfen? | |
RAXER | Sie leben noch immer blos im Augenblick – und vergessen Alles so schnell wie die lieben Tiere auf der grünen Weide. | |
DRITTER TOURIST | Meine Herren, wir verstehen Sie garnicht | |
RÜFFEL | Das merkt man. | |
Die drei Geister lachen, plötzlich aber steht Rübezahl auf und geht in die Mitte des Bühnenraumes – in die Mitte des Landweges. |
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RAXER | Der Lebensrausch wirkt bei Ihnen immer blos so wie ein Kognak, nicht wahr? | |
Giesst noch ein Mal für die Drei ein. | ||
RÜFFEL auch aufstehend | Meine Herren, Sie begreifen also immer noch nicht, dass alles Unglück und alles Unbequeme nur ein Segen für Sie sein soll? | |
RAXER | Sie begreifen schliesslich wohl Alles – aber sie können nichts damit anfangen. | |
RÜFFEL | Dann fehlt ihnen die Praxis | |
RÜBEZAHL | Raxer! Rüffel! Stellt Euch neben mich! | |
Es geschieht und die Touristen kommen in den Vordergrund mit dem Rücken gegen das Publikum. | ||
Ihr drei Menschen, Ihr seid es garnicht wert, dass ich Euch helfe. Und die ganze Menschheit ist es nicht wert, dass ich mich um sie bekümmere! |
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RAXER |
Die Menschen sind zu weit ab. |
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Es wird ziemlich dunkel; die roten Wolken hinter den Bäumen sind schon vorher verschwunden. |
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RÜFFEL freudig erregt | Rübezahl! Mein Rübezahl! | |
Berührt leise seine Schulter. | ||
RÜBEZAHL | Jetzt will ich Euch aber zeigen, wie erbärmlich Ihr seid! Kniet nieder! Wir werden Euch totschiessen. | |
Die drei Geister legen die Flinten an und bleiben in dieser Stellung. | ||
Kniet nieder! Kein Wort! | ||
Die drei Menschen sinken zitternd rechts links und in der Mitte auf beide Kniee – mit dem Rücken gegen das Publikum. | ||
Wisst Ihr, wozu Ihr so oft eine furchtbare Traurigkeit empfindet, ohne zu wissen, wie’s kam? Es sollte auch in Eurer Brust ein Weltleben entstehen. Ihr aber seid es nicht wert – und noch zu unreif dazu. Und deshalb sollt Ihr sterben. | ||
Die drei Menschen heben ängstlich die Arme auf. | ||
Ja – jetzt – sehen wir – dass Ihr Euch nicht aufraffen könnt! Aber ich – ich will Euch – nicht mehr helfen. Erde! Erde! Heilige Erde! Tu Dich auf! | ||
Sehr laut | Feuer! | |
Flammen schlagen rings um die drei Geister aus dem Erdboden, und die drei Geister versinken sehr schnell. Die drei Menschen springen erschrocken auf, während die Flammen hoch emporlodern. |
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Vorhang |