Die Entwicklung des Luftmilitarismus

2. Die Unmöglichkeit eines Festungs­krieges unter Mitwirkung von Luftflot­ten.

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Die Rolle, die die Festungen zu spielen haben, wenn Luftflotten mitwirken, ist eine ganz eigen­tümliche. Ich bin nämlich der Meinung, dass sich die Luftflotten garnicht um die Festungen bekümmern werden. Diese sind doch in erster Reihe dazu da, das Vordringen der feindlichen Armee zu hindern. Wenn man aber oben in der Luft ganz frei durch kann, so braucht man doch die Festungen nicht weiter zu berücksichtigen; der Feind wird doch am meisten geschädigt, wenn seine gros- sen Städte ruiniert werden. Das können aber die Festungen garnicht verhindern. Und deshalb sind sie überflüssig – sie können zu friedlichen Zwecken verwandt werden. Natürlich – viele Soldaten können sich in den Festungen verbergen. Aber wenn sie raus­kommen, sind sie den Lufttorpedos ausgesetzt. Sie dürften also nicht herauskommen. Nun liegt es aber klar auf der Hand, dass Soldaten, die zu Kriegszeiten sich garnicht zeigen dürfen, eigentlich mehr als überflüssig sind. Und somit ist ein Festungskrieg beim besten Willen garnicht denkbar, wenn Luftflotten auf beiden Seiten da sind. Alle schweren Festungsgeschütze sind auch ganz überflüssig, da sie gar keine Gelegenheit haben dürften, in Funktion zu treten. Wer das bestreiten will, möge mir in klarer Form auseinander setzen, welche Aufgabe den Festungen im Luftdynamitkriege zufällt. Nach meiner Meinung – garkeine Aufgabe; man lässt sie einfach links liegen und kümmert sich nur dann um sie, wenn aus ihnen Soldaten heraus­kommen. D i e werden verfolgt, aber die Fe­stungen können ruhig liegen bleiben, wo sie ge­rade liegen.

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3. Die Unmöglichkeit einer See­schlacht unter Mitwirkung von Luft­flotten. –

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Der Kriegsminister Haidane sprach im engli­schen Unterhause auch über die Luftschiffahrt und meinte, dass für die Zwecke der Marine beim gegenwärtigen Stande der Wissenschaft wohl nur das starre System von wirklichem Wer­te sei. Wie sich der Kriegsminister diese Verwer­tung dachte, erfuhr man nicht. Ich hatte das Ge­fühl, dass er etwas verschweigen wollte. Den Drachenballon, der als Beobachtungsmittel schon bekannt ist und das Herannahen von Un­terseebooten signalisieren kann, Hess der Kriegs­minister ganz unberücksichtigt. Was wollte er mit dem starren System? Wenn dieses in Frage kommt, kann es nur zum Auswerfen von Dyna­mitbomben in Betracht kommen, und das wagte er Anfang August 1909 noch nicht zu sagen. Das ist durchaus verständlich und spricht für die Humanität der höheren Offiziere; man will auch nicht mit Anarchisten und Nihilisten auf dieselbe Stufe gestellt werden. Aber die Entwicklung des Luftmilitarismus geht ihren konsequenten Weg, ohne auf Huma­nität und Standesgefühl Rücksicht zu nehmen. Diese Entwicklung zwingt zum Dynamit­krieg. Und darum konnte ich schon am 6. Sep- tember 1909 im Berliner Tageblatt bei Erörte­rung der Luftschiffahrt in der Marine lesen: »In Zukunft wird auch das Abwerfen von Sprengmunition auf feindliche Schiffe in Frage kommen, sodass auch hier der Kampf in andere Bahnen, ähnlich wie beim Landkrieg, gelenkt werden muss und zum min­desten den moralischen Ein­druck stark erhöhen wird.« Der Verfasser nennt seinen Namen nicht, aber er wagt es doch, den Kern der Frage bloss-zulegen – das hat mich herzlich gefreut. Ueber den »moralischen« Eindruck war ich allerdings erstaunt – das Wort gebraucht man erst, wenn etwas »peinlich« ist. Sollten sich die Luftmilitärs moralisch gehoben fühlen, wenn sie mit ein paar Dynamitbomben ein paar Tausend Feinde ins Jenseits beförderten? Nun – ich werde mich nicht wundem, wenn man demnächst vom »hei­ligen« Dynamit spricht… Doch zur Sache! Wenns auch schwer fällt! Der Luftmilitarismus ist ohne Dynamit nicht denkbar. Haben wir erst Luftflotten, die auch längere Zeit über dem Meere bleiben können, so kann jede Seeflotte von einer Luftflotte in ein paar Stunden in den Grund gesprengt werden. Die Luftschiffe greifen eben einzeln – womöglich des Nachts – umgeben von sehr vielen Gleitflie­gern die Seeflotte von allen Seiten an und sen- den ihre von drahtloser Telegraphie gelenkten unbemannten Gleitflieger mit Torpedos den Schiffen in die Flanken. Dagegen kann sich die Seeflotte kaum wehren – die Ballonabwehrka­nonen werden immer nur wenig ausrichten. Es wäre ja wohl denkbar, dass sich die Schiffe auch oben durch Drahtnetze zu schützen versuchten – doch selbst dieser Drahtnetzschutz ist von Torpedos in jedem Falle sehr leicht zu zerstören. Die Seeschlacht ist somit, wenn Luftflotten mitwirken können, ein Unding. Und der Wert einer Seeflotte ist deshalb den Luftschiffen gegenüber gleich Null. Die Seeflotten rechnen im Zukunftsdyna­mitkriege nicht mehr mit, sind demnach als Kriegsinstrumente nicht mehr brauchbar und können baldigst aufgelöst werden. Es ist selbstverständlich, dass darüber ein Sturm der Entrüstung losbrechen wird. Aber das wird nicht viel helfen. Die Engländer sind ganz besonders zu bedauern. Aber – die Entwicklung des Luftmilitarismus zwingt eben zur Auflö­sung der Seeflotten, man mag dagegen sagen, was man will. Behält man sie, so werden nur sehr viele Menschenleben nutzlos geopfert, da es einfach unmöglich ist, die Seeschiffe gegen die tadellos treffenden Lufttorpedos zu schützen. Das muss schon jetzt gesagt werden – und zwar mit energischer Betonung – und es muss immer wieder wiederholt werden, damit die überflüssigen Ausgaben für die europäischen Meeresflotten baldigst eingeschränkt – und dann gänzlich eingestellt werden können.

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4. Die Infanterie im Luftkriege.

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Der neue Kriegsminister von Heeringen hat ge­sagt: »Wenn für das Luftschiffwesen besonders grosse Aufwendungen gemacht werden sollten, so würde dies dafür eine Einschränkung auf an­deren Gebieten der Militärverwaltung zur not­wendigen Folge haben, was natürlich nicht angeht.« Was natürlich nicht angeht! Ich möchte diesem Satze nichts hinzufügen. Aber – die Entwicklung des Luftmilitarismus ist leider nicht mehr zu hemmen; die Einschrän­kung auf anderen Gebieten der Militärverwal­tung wird trotz der Äusserung des Kriegsmini­sters in der allernächsten Zukunft vor sich gehen – besonders auch in der Infanterie, die im Luft­kriege eine gänzlich überflüssige Rolle spie­len würde. Zum Angriff ist die Infanterie ganz bestimmt nicht zu gebrauchen, denn die Schiffe der Luft- flotte sind hundert mal schneller und haben schon unsäglich viel zerstört, bevor die Infanterie zur Sammlung kommt. Auf dem Marsche und im Eisenbahnwagen ist die Infanterie ständig den Lufttorpedos preisgegeben- sie kann sich kaum wehren, denn die Kugeln der Gewehre tun ja den Ballons keinen Schaden, und Gleitflieger sind so zahlreich, dass ein paar runterfallende nichts bedeuten. Ausserdem wird man giftige Gasbomben zur Bekämpfung der Infanterie verwenden. Und dann müssen wir es auch als feststehend be­trachten, dass die Gleitflieger bald sehr hoch fliegen werden. Zur Verteidigung ist die Infanterie auch nicht zu gebrauchen – was sollen sie denn ver­teidigen? Die festen Punkte – die Festungen -haben ja keinen Wert, da sie ja den »fliegenden« Feind nicht im Vorwärtsdringen hindern. Und die Städte können durch Infanterie gegen Luft­schiffe schlechterdings nicht geschützt werden. Somit ist die übermäßig grosse Zahl von Fuss-truppen im Luftkriege nur eine überflüssige Last, der garkeine militärische Aufgaben zu Teil wer­den. Die Infanterie ist deswegen schon jetzt er­heblich zu verringern, wodurch grosse Erspar­nisse erzielt werden, die für die Luftflotte Ver­wendung finden können. Dass die einzelnen Luftschiffe gegen feindli­che Angriffe mit Hilfe feindlicher Luftschiffe ge­schützt werden müssen, das versteht sich von selbst – dafür müssen aber Gleitfliegertruppen ausgebildet werden – Infanterie nützt g a r -nichts. Auch dieses muss immer wieder wiederholt werden; die Militärschriftsteller werden sich alle erdenkliche Mühe geben, die Notwendigkeit der Infanterie auch im Luftkriege zu beweisen. Der Beweis wird ihnen aber nicht gelingen, und mit kecken »Behauptungen« werden sie nur errei­chen, dass man ihnen jede Autorität abspricht und ihr »fachmännisches« Urteil für minderwer­tig erklärt. Es ist sehr schwer, sich vor der Öffent­lichkeit die Würde einer Autorität zu bewahren; nur sachliche Begründungen haben eine Wucht – der Witz vermag gewöhnlich auch nicht viel beim grossen Publikum…

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5. Die Artillerie im Luftkriege.

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Da die Schusswaffen als Kriegsinstrumente durch die lenkbaren Luftschiffe ihre Bedeutung vollkommen verloren haben, so wird man auch die Kanonen als beinahe wertlos bezeichnen müssen; sie kämen nur dann in Betracht, wenn man mit ihnen den Luftschiffen und Gleitfliegern gefährlich werden könnte. Die Ballonabwehrka- nonen haben aber gezeigt, das es sehr schwer ist, einen fliegenden Ballon zu treffen -der wird auch immer so schnell sein Dynamit runterwerfen, dass die Abwehrkanonen selten rechtzeitig eingreifen dürften. Es müssten sehr viele Abwehrkanonen her­gestellt werden, um ein Land zu schützen, da ja die Kanonen nicht so schnell dorthin befördert werden können, wo sie grade nötig sind. Nachts können sie natürlich nichts ausrichten. Es fragt sich sehr, ob es sich lohnen wird, viele Abwehrkanonen herzustellen. Das ist doch eine sehr kostspielige Sache – Gleitflieger zur Be­kämpfung der Ballons sind viel billiger – auch wenn Tausende davon nötig wären. Die Artillerie hätte immerhin eine allerdings beschränkte »Existenzberechtigung.« Ob sie praktisch von grossem Werte sein könnte, lässt sich nicht so leicht entscheiden. Es ist sehr mög­lich, dass die Entwicklung des Luftmilitarismus auch dahin führt, die Abwehrkanonen für un­praktisch zu erklären. Jedenfalls sind die bislang gebräuchlichen Kanonen im Luftkriege bedeutungslos – das muss ebenfalls immer wieder betont werden, damit nicht noch weitere unnütze Ausgaben für veraltete militärische Einrichtungen entstehen.

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6. Die Kavallerie im Luftkriege.

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Die Reiterei ist bereits heute ohne den gering­sten Wert. Dieser Erkenntnis werden sich die denkenden Militaristen »bald« nicht mehr ver-schliessen. Allerdings – es geht langsam mit der Erkenntnis. Schon der Fesselballon war zu Auf­klärungszwecken so vorzüglich, dass die Reiterei überflüssig erschien. Nach Einführung der Lenk­baren aber weiss man wirklich nicht mehr, wozu die Reiter da sein sollen. Es gab einmal eine Zeit, in der man viel davon sprach, wie viel eine Schlacht durch ei­nen Reiterangriff gewinnt: gleich wird eine neue Situation geschaffen, die Attacke bringt Verwir­rung hervor usw. usw. Heute brauchen wir von diesen schönen Auseinandersetzungen nicht mehr Notiz zu neh­men. Der Luftkrieg entwickelt sich ein wenig ra­scher als der alte Krieg mit Kanonen und Reiter­ei. Ob aber die Militaristen »bald« die Nutzlo­sigkeit der Pferde einsehen werden? Man muss das leider bezweifeln. Der militä­rische Mitarbeiter, der, ohne seinen Namen zu nennen, für das Berliner Tageblatt schreibt, sagt wörtlich: »Die Leistungen einer günstigen Ballonbe­obachtung im Verhältnis zu den eingehenden Meldungen der Kavallerie sind derartig, dass eben der Erkunder im Ballon das Gesamtbild des Gefechtes sieht und dem Führer in kurzer Zeit einen entsprechenden zusammenhängen­den Bericht erstatten kann, während die Kaval­lerie nur Gefechtsstreifen, unzusammenhän­gend, nacheinander und womöglich noch ver­spätet melden kann. Immerhin wird die Kavallerie stets noch un­ser wichtigstes Aufklärungs­organ bleiben müssen, auch wenn die Vorteile der Ballons noch so grosse sind.« Ich verstehe nicht, wie man es fertig bringen kann, derartig unlogische Sätze zu schreiben. Wenn der Ballon besser zur Aufklä­rung ist als die Reiterei, so kann diese doch nicht das wichtigste Aufklärungsorgan bleiben. Ich nehme zu Gunsten des Verfassers an, dass er sehr wohl weiss, dass die Reiterei heu­te schon total wertlos ist – dass er das aber nicht sagen will, um sich nicht in Ungelegenhei-ten zu bringen. In dem Tone darf es aber nicht so einfach weiter gehen. Das geht nicht. Die Militärschrift­steller verlieren ihr Renommee, wenn sie Dinge sagen, die jeder Laie als falsch bezeichnen muss. Wenn die Herren für Zeitungen schreiben, so schreiben sie eben auch für Laien. Und diese Laien bezahlen den Militärschriftstellerarismus dingeurch ihre Steuern. Die Laien haben somit eine Berechti­gung, sich danach zu erkundigen, ob ihr Geld nutzlos zum Fenster hinausgeworfen wird. Das geschieht aber, wenn man die Reiterei nicht ab­schafft. Die Pferde kosten mehr als die Menschen. Und wenn man auch die Pferde für die schön­sten Tiere der Erde halten muss – ich halte sie sogar für köstlicher als die Menschen – so darf man doch dieser köstlichen Pfefdekörperformen wegen nicht unzählige Millionen opfern – es ge­nügt doch, wenn wir Rennpferde und Zirkus­pferde haben. Wenn die europäischen Staaten die Kaval­lerie abschaffen, so braucht nicht mehr so viel Hafer angepflanzt zu werden – auch viele Wie­sen sind dann nicht mehr nötig – können für den Ackerbau da sein – die sozialen Verhältnisse werden ganz erheblich gebessert, wenn die Ka­vallerieregimenter verschwinden. Bebel schrieb ein Buch »Die Frau und der Sozialismus« – er sollte demnächst auch ein Buch schreiben: »Das Pferd und der Sozialismus.« Mit Vergnügen wür­de ich in dem Buche lesen…

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7. Die gänzlich nutzlosen Untersee­boote.

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Die Unterseeboote sind von der Ballongondel aus heute schon sehr leicht zu entdecken – auch wenn sie unter dem Wasser fahren. Aber – auch wenn sie nicht zu entdecken wären, so wären sie doch nutzlos, da man ja, wenn Luftflotten da sind, keine Seeflotten mehr zu beschützen oder anzugreifen hat. Man kann somit fragen: was sollen die Un­terseeboote während eines Luftkrieges? Sollen sie Kauffahrteischiffe und Personendampfer in Grund und Boden rennen? Wenn das gesche­hen soll, so besorgen das die Lenkbaren und Gleitflieger mit ihren Lufttorpedos viel schneller und sichrer. Man kann also den Bau von Unterseeboo­ten gleichfalls unterlassen. Als Kriegsin­strumente gehören sie zum alten Eisen. Leider muss ich gestehen, dass man das nicht wird einsehen w o 11 e n . Es wäre nötig, in agitatorischer Form immer wieder die Nutzlosig­keit der Unterseeboote den Kriegsverwaltungen so lange vorzupredigen, bis die Sache zum all­gemeinen Gesprächsstoff wird. Die Franzosen müssten ganz besonders darauf aufmerksam gemacht werden. Die Sache müsste im französi­schen Parlament zur Sprache kommen, damit auch der französische Steuerzahler erfährt, dass das Geld für die teuren Unterseeboote ganz nutzlos vergeudet wird…

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8. Die Verwertung der Festungen und Kriegsschiffe im Dienste der friedli­chen Kulturentwicklung.

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Bei diesen ausserordentlich kriegerischen Be­trachtungen muss ich mir aber eine kleine Erho­lung gönnen. Und der Leser wird wohl auch ein wenig aufatmen, wenn jetzt ein paar friedliche Zeilen kommen. Man kann nicht immerzu vom Kriege reden, sonst vergisst man schliesslich, dass der Mensch noch zu andern Dingen und nicht nur zu Kriegszwecken da ist. Da die Festungen nun veraltet sind, emp­fiehlt es sich, über ihre Verwertung nachzuden­ken. Ich bin nicht für Umreissen der Festungsan­lagen – sie stellen eine vorzügliche Terrainarchi­tektur dar. Durch Terrassen und grosse Trep­penanlagen lassen sich die Festungen leicht in imposante Baulichkeiten umwandeln, wenn man sie durch herrliche Staatsgebäude krönt. Es ist aber nicht nötig, auf allen Festungsanla­gen Staatsgebäude zu errichten – man kann auch prächtige Restaurants und Hotels auf ih­nen erbauen – und man kann sie auch in einen Stadtpark verwandeln und die glatten, schrägen Rasenflächen durch Blumenbeete ornamental beleben. Ich glaube, dass die Architekten diese Anre­gung freudig begrüssen werden. Ob die Kriegsschiffe sämtlich als Personen­dampfer zu verwerten sind? Fast möchte ichs glauben. Selbst die Torpedoboote würden doch wohl als Personendampfer viele Freunde finden. Jede noch so böse Sache hat eben auch ih­re gute Seite – Festungen und Kriegsschiffe im Dienste der friedlichen Kultur sind doch immer­hin erfreuliche Dinge, die wir nicht als solche be­grüssen könnten, wenn die Militaristen der Ver­gangenheit nicht daran gearbeitet hätten.

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9. Kanonen, Pferde, Flinten, Säbel, Uniformen und die Kriegsmuseen der Zukunft.

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Wenn man müde wird, beschäftigt man sich mit Dingen, die bei nüchterner Betrachtung sehr gleichgültig erscheinen. Und so ist es gekom­men, dass ich mir auch über die Zukunft der überflüssigen Kanonen den Kopf zerbrochen habe. Was soll man mit diesen höchst kostspie­ligen und höchst überflüssigen Gegenständen anfangen? Bei Volksfesten würden sie vielleicht zum Abschiessen von Freudenschüssen vom Janhagel mit grossem Hailoh empfangen wer­den. Aber was geht uns der Janhagel an? Ich möchte nicht sagen, was ich weiter über die Kanonen gedacht habe. Diese Flugschrift soll ja nicht ein Witzblatt sein. Anfänglich wollte ich die ganze Militaristentragödie in einem neu zu begründenden Witzblatt »bearbeiten.« Aber – mir ist bei eingehender Beschäftigung mit dem fata­len Gegenstande der Humor ausgegangen – ich sehe zumeist nur noch alles schwarz – und ver­mag helle, erfreuliche Stellen in diesem »Kulturgemälde« nicht oft zu entdecken. Die Dy­namitspässe kommen mir einfach peinlich vor. Mit den schönen überflüssigen Pferden wird man leider nicht viele Umstände machen. Das tut mir herzlich leid, denn ich liebe die Pferde. Auch mein lieber Urgrossvater Jonathan Swift liebte die Pferde. Indessen – die Flinten sind für den Jäger -die Flinten sind nicht überflüssig. Die meisten Säbel und die meisten Unifor­men werden wohl in den Kriegsmuseen der Zu­kunft aufbewahrt werden – zum Andenken an die gute alte Zeit, in der man sich noch so freundlich nur mit Pulver und Blei ins Jenseits beförderte. Die Dynamit-Zukunft ist leider leider nicht so harmlos wie die gute alte Pulverzeit…

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