Cervantes
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Verständige Unterhaltung, die das spanische Theaterleben zum Mittelpunkt hatte.
Aber mit einem Ruck kam die Müllerstube wie der in die richtige Lage; die Windmühle und der Rosinante standen plötzlich oben im Lufträume still.
Und kaum stand der Sancho wieder auf seinen Beinen, so sprach er auch schon wieder:
»Als nun das Jahr 1584 vorübergegangen war – unser Dichter stand gerade im achtund-dreissigsten Lebensjahre – da kam auch schon wieder das kümmerliche Existenzmalheur zum Vorschein. Die Donna Catalina hatte wohl eine
gute Familie, aber kein gutes Geld – sagen wir lieber: gar keins. Unser Dichter war eben vom Schicksale dazu auserlesen, Humor in sich zu erzeugen – dicken festen Humor – mich – den dicken festen Sancho Pansa.«
Ich setzte mich auf meine Ofenbank, und der Herr Cervantes steckte sich eine Zigarre an und gab mir auch eine, während Sancho breit beinig dastehend weiterredete wie ein zorniger Pfarrer:
»Man sieht aber gleich, wie schwer es ist, den richtigen Humor zu bekommen, der »Alles« von der komischen Seite zu nehmen vermag -denn statt nun gleich den edlen Don Quichotte und den noch edleren Don Sancho zu schreiben – schrieb er zehn Jahre hindurch Dramen -Theaterstücke – wohl an die 30 Stück.«
»Mein Sohn Sancho«, sagte da der Don Quichotte, indem er seinen Barbierbeckenkopf durch das Müllerfenster schob, »schnapp nur nicht mitsamt deinem Schnappsack über; jetzt tust Du Dich schon Don titulieren, und wir kön nend womöglich noch erleben, dass Du Dich Professor nennst.«
»Dazu hätte ich«, erwiderte Sancho, »mei nes anerkannten Rationalismus wegen wohl ei ne ganz rationelle Berechtigung. Um aber auf die 30 Dramen des Don Cervantes zurückzu kommen, so ist zu bemerken, dass diese wohl in den 10 Jahren von 1584-1594 verfasst, jedoch nicht so sorgfältig aufbewahrt wurden, dass sie alle heute noch zu lesen sein könnten, da etliche verloren gingen.«
»Meine Herren«, rief nun der Don Quichot te lustig, »blicken Sie einmal zum Fenster hin aus, so werden Sie den Atlantischen Ozean zu Ihren Füssen sehen – in 22 Minuten zieht die Stadt New York unter uns vorbei.«
Wir stürzten ausser Sancho an die Fenster und sahen in der Tiefe – ganz tief unten – den vom Monde durchglänzten Atlantischen Ozean.