Briefe an Richard Dehmel

An Richard Dehmel
(An) die Seefahrerfamilie R. u. I. Dehmel Blankenese bei Hamburg Parkstrasse 40.
Abs. Bärenfamilie Breege auf Rügen

Poststempel: 17.11.01.

Bildpostkarte mit trinkenden Mönchen und Aufdruck: So leben wir, so leben wir, /So leben wir alle Tage Gruss aus – von Scherbart ergänzt: Breege!
Hurrah! Hipp! Hipp! Hurrah! Wir trinken auf Euer Wohl! Immer muthig! Bärengrüsseü
Randbeschriftung:
Es lebe die gemüthliche Antierotik! Es lebe die alte dicke Askese!!!! Es lebe die Klarheit – im Glase!

An Richard Dehmel
Scheerbart-Breege seinem lieben Dehmel-Blankenese
Lieber Richard! Meinen heiligsten Dank!
Vom Januar nächsten Jahres ab will ich drei Monate lang nur für Dein »Sammelbuch« schreiben – und dann kannst Du unter lauter »neuen« Sa­chen »wählen«. Das Alte ist leider schon weg. Indessen – nur »einen« Illustrator willst Du mir besorgen? Das kann doch Dein Ernst nicht sein.

Ich bin

ganz und gar

Dein

Paul Carl Wilhelm

p. s. Ist Dir mein Bescheid »ernsthaft« genug? Ich hätte Dir so gern noch ein Schock Dollheiten geschrieben – aber – wahrlich – ich kann auch ernsthaft sein!

Breege auf Rügen 30. Nov. 1901 7 U. Abends.


An Richard Dehmel
(An) den Herrn Notwendigkeits-Inspektor
Dr Richard von Dehmel
Blankenese bei Hamburg
Parkstrasse 40
Seitwärts von der Elbe – –

Poststempel: 3.1.02

Bildpostkarte mit Mann und Frau am Meer, von Scheerbart mit »Kaidoh« und »Liw(««rf)<< beschriftet
K. Na – was sagen Sie nu zu diesem Dr Fitzebutze?
L. Er ist in Blankenese so ötepetöte geworden.
K. Sie meinen – er hat sich so?
L. Yes – besonders mit deinen dicken Gedanken – er spricht sie nicht aus.
K. Und war doch sonst son fideles Haus!
[Liw. denk an Dr. F. und sinnt – sinnt lange -]
Randbeschriftung:
1902!!
1902!!

An Richard Dehmel
Paketabschnitt

Poststempel: 11.2.02.

Das Begleitschreiben befindet sich in dem Postpacket. Kennst Du aber auch die Insel, auf der Sancho Pansa Statthalter war? Der arme arme Sancho – Du hättest ein Herz von Stein, wenn Du ihn nicht bemitleiden würdest.

Je suis D. U.

Beschriftung des Briefkuverts: Das Begleitschreiben

Breege auf Rügen Fastnacht des Jahres 1902

Lieber Richard Dehmel!
Da Du im November 1899 nicht dazu kamst, bei uns Pfannkuchen zu es­
sen, so sieht sich der Bär genöthigt, anitzo Dir Gelegenheit zu geben
Keiner entgeht seinem Schicksal. Glaube mir: das ist ein wahres Wort..

Bärengrüße der Familie Dehmel!

Und – Frohe Fastenzeit! Recht frohe Fastenzeit!

Ich bin Dein wehmüthig

lächelnder

Paul Carl Wilhelm

p. s. Das Manuscript kommt im nächsten Monat

An Richard Dehmel
(An) »den großen Don Quixote der Friedenspartei« Richard Dehmel Blankenese b. Hamburg Parkstrasse 40.
Abs. Der Onkel – Breege auf Rügen

Poststempel: 19.2.02

Das Preisdrama. [Es ist ganz gleichgiltig, wo dieses Drama aufgeführt wird – da ja alles Gleichgiltige heute modern ist – bäh!] NOBEL: Wohin so eilig, lieber Onkel? ONKEL: Als Friedensapostel nach Stockholm. NOBEL: Hast du saftige Waffen bei Dir? ONKEL: Yes, My-lord – mein Maul. NOBEL: Armes Stockholm! Willst Du nicht lieber nach Cuxhaven zu R.D.? ONKEL: Der geht auch als Friedensapostel nach Stockholm. NOBEL: Sag doch lieber Preisapostel – ich aber sagte Dir: R.D. wird sich hüten, in Deine Maulnähe zu kommen – so muthig ist der R. D. noch nicht. ONKEL: Er hat Mich Sancho Pansa geschumpfen – wenn das nich Muth war! NOBEL: Allerdings – das war muthig! Dann sind die Preisapostel wohl auch so muthig, ihre Familien mitzunehmen, nicht wahr? ONKEL: Wir nehmen »Alles« mit – den Menschen muß der Eigenthums-dünkel ausgebrochen werden. NOBEL: Ausbrecher! Dir gegenüber habe ich keinen Muth mehr! ONKEL: Wenn Du dafür lieber eine Million Kro­nen bei Dir hättest. NOBEL: Grafenkronen oder echte Potentatenkronen? ONKEL: Sehr piepe! Her mit dem was Du hast! NOBEL: Alles in Stock­holm gelassen. ONKEL: Weh Dir, wenns nicht wahr ist! – ich schlag Dich tot! NOBEL: Ein Glück, daß ich schon tot bin! (in weiter Ferne) Da hab ich was Schönes angerichtet! ONKEL: Du! ich spaß nicht! Ich schlage Alles kurz und klein, wenn die Agitationsgelder nicht flüssig zu machen sind! NOBEL: (am Ende der Welt) Die Brüder wollen Alles »flüs­sig« machen. Nur ans Saufen denken sie! Ich weiß nicht, wo der Leichtsinn hinführen soll! (er fällt) Der Vorhang fällt ebenfalls.

Zwei kleine Zeichnungen am unteren Kartenrand

An Richard Dehmel

Poststempel: 19.3.02

Gezeichnete Briefmarke in der linken oberen Kartenecke
Wünsche Ihnen, wohl zu ruhen

und dann möge Ihnen im Traume ein gewisses Sternbild mit einem Fragezei­chen höhnisch zurufen: Anna – n – aas??????? 999999999 Quillionen Mal möge das das Sternbild ausrufen. Und wenn Sie dann aufwachen, soll die Rache kommen – aber Wir sagen nicht wie! Hihi! Nur in der ersten Num­mer des Pacific-Kladderadatsch »Die Friedenspfeife« werden wir Ihr Portrait ab Bombenadmiral bringen (blau weiss orange – mit »Krone«) – oh! Sie ent­zückender Witzbold Sie! Das I als Bouteille! Ih! Sie sollen Directeur unsrer pangermanischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden. Sie sollen was »erleben«. Indem ich Ihnen in Gedanken den Kopf so kahl scheere – wie mirs Ihre erste Bombenhälfte gethan hat – verbleibe ich mit kabeldicken Friedensgrüßen Ihr P.C.W.J.J.PD.S.H.E.S.

Contre-Redacteur der »Friedenspfeife«

p.s. Nach Ostern stechen wir in See*) – aber vor Ostern erhalten Sie u. A. noch ein Stück »Friedenspfeife«. Ei ja. – Bombenerfolg garantirt. –

*) natürlich mit »Volldampf(«) voraus

  

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