Briefe an Richard Dehmel

An Richard Dehmel

Fotopostkarte vom S-Bahnhof Botanischer Garten. Von Scheerbart gezeichneter Pfeil zum Nebenhaus und Anmerkung: unser Stammlokal

Poststempel: 30.4.12

Bo-Grüsse! Lieber R! Situatio bischen besser! Beine beiderseits ditto. »Astrale Novelletten« kommen in drei Wochen. Durst gut! Na prost!

Din oller Paulus

Zusatz von Anna Scheerbart:
Ihnen Beiden – von uns Beiden – Maigrüße – dicke! Rolle verschleudert – für
300 Mrk. Bald mehr! Ihr Bär.

An Richard Dehmel
An den alten Geisterkönig Herrn Richard Dehmel Blankenese b. Hamburg Westerstrasse 5

Gr. Lichterfelde W. 4 Marschner 151 Poststempel: 23.6.12

Lieber Markese-Richard!

Da sind wir aber neugierig. Das mit dem Aufsdachsteigen müssen wir ganz bestimmt demnächst ausprobiren. Es geht im August oder September dieses Jahres(.) Dann erst bin ich mit meinem unbändigen Roman fertig. C 1500 Fußnoten kommen hinein und über 300 merkwürdige Geschienten. Das Generalregister aller dieser Dollheiten füllt einen halben Band. Ich schreibe Dir, wenns soweit ist. Und – dann Wiedersehen und Onkel Glubsch umhal­sen. Grüsse ihn inzwischen. Grüsse auch Deine Gattin von der meinen (Markese-Bär) Und von uns Beiden Dir die allerschönsten Irokesen-Grüsse.

Ick bin

Din

oller

Paulus

Randbeschriftung:
Grüsse von Home to Home!

An Richard Dehmel

Fotopostkarte mit Ansicht des Hauses Marschnerstraße 15. Anna und Paul Scheerbart auf einem Balkon in der 1. Etage. Von Scheerbart gezeichneter Pfeil zu dem daneben liegenden Fenster, über dem sich ein Relief mit einer gebückten Figur befindet, und Anmerkung: Schreibtischfenster; darüber: Safur mit dem Kopf die Wand einrennend

Poststempel: 26.6.12

Oh Riccardo! Deine Karte war sehr lieb. Ka-Sio steht schon als abschrecken­des Beispiel auf m. Schreibtisch. Eben an Köster Gohlis geschrieben. Dem­nach: Immer mutig! Der Poetaster hat mir riesigen Spaß gemacht! 3 Bde Luftschifferroman fertig (12 werdens mindestens) Na – Na prost! Bären­grüße von Home to Home Din old

Paulus

Randbeschriftung:
Ich danke Dir. Ich danke Dir.

An Richard Dehmel

Gr Lichterfelde W. Marschner 15 1. August 1912

Lieber Richard! Kann nicht umhin, Dir mitzuteilen, daß mein L.R. (11 Bde) gestern fertig wurde. Nun schreibe mir doch gelegentlich, wann Ihr in diesem oder dem nächsten Monat da seid. Hoffentlich saniren sich meine pek. Verhältnisse in Bälde. Und dann – das Weitere! Ich sitze allein bei Papa Hoff mann u. trinke gleich das 6 te u. 7 te Glas Kindl auf Euer Wohl

Altid Din olles Paulemann Auf der Rückseite der Postkarte: Schweres Brett! Ich bin verteufelt selig! Na prost!
An Richard Dehmel

Poststempel: 21.8.12

Oh Riccardo! Gratulire Dir zur glücklichen Heimkehr. Vergiß doch ja nicht: Die Mont blancs, die wackeln alle; Wasser hat keine Balken. Wir kommen Sonnabend Abend (24. Aug. 1912) um dieselbe Zeit wie damals im April 1909(.) Inzwischen grüßen wir das Haus Dehmel mit Hailoh etc.

Din oller Paulus

Federzeichnung auf der Adressenseite der Postkarte


An Richard Dehmel

Gr. Lichterfelde W Marschner Str 151 22. Aug. 1912

Lieber Richard! Soeben haben wir wieder einen so furchtbaren Aerger in Verlagssachen gehabt, daß wir nun doch nicht Sonnabend kommen kön­nen. Mir steht eine lange Correspondenz außerdem bevor, die ich leider nicht von Blankenese aus führen kann. Du darfst uns nicht böse sein. Aber ich habe das nicht vorausgesehen. Der Bär war schon mit dem Packen fertig und freute sich so. Wir senden Euch die besten Grüße.

Und ich bin Dein

alter

Paulus

Zusatz von Anna Scheerbart auf der nächsten Seite:

Lieber Herr Dehmel! Ja! so ist es. Kaum ist eine Aufregung vorüber, so ist die Andre schon wieder da. Ich habe mich wirklich wie ein kleines Kind auf die Reise nach Blankenese gefreut. Aber durch den Brief den wir heute früh erhielten, ist meine Stimmung umgewandelt. Wie es scheint – sollen wir keine Freuden mehr im Leben haben. Ueberall Betrug. Und ich kann kaum schreiben.

Mit besten Grüßen an Sie Beide

Ihre Anna Scheerbart


An Richard Dehmel

Gr. Lichterfelde W. Marschner Str 15 27. Aug. 1912

Lieber Richard! Schönen Dank für Deine liebe Karte. Aber momentan hat sich die Sache noch nicht geklärt. Dr. Lilien Verlag hat die »Astralen« an G. Müller verkauft u. 3000 M (mit 2 andern Sachen) dafür bekommen. Nun dachte ich, daß sie mir das Honorar senden würden; ich habe aber noch kei­nen Pfennig. Dies das Tatsächliche, das ich aber nach dem Ankauf durch Müller nicht erwarten konnte. Laß aber blos Onkel Glubsch aus dem Spiele. Hoffentlich klärt sich noch alles. Wenns irgendwie zu machen ist, kommen wir schon im September. Aber – jetzt kommen noch andre Kom­plikationen hinzu. Und das Geschäftliche ist mir gräßlich und verdirbt mir die Stimmung. Hoffentlich bald Erfreuliches.

Mit Bärengrüßen Euch Beiden bin ich

Dein

alter

Paulus


 

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