Briefe an Ernst Rowohlt

An Ernst Rowohlt

Zehlendorf-Wannseebahn, Anna Str 5 9. October 1908
Lieber Herr Rowohlt!
Das ist eine schöne Geschichte! Ich habe an den Kontraktparagraphen*) tat­sächlich damals garnicht gedacht. Ich glaube nicht, daß Oesterheld u. Co die Verse bringen wird – und bitte Sie daher sehr, die Zusendung baldigst veranlassen zu wollen. Sollte der Verlag Oesterh. u Co Ihnen die 100 M zu­rücksenden, so werden wir schon das Weitere veranlassen. Aber ich glaube im Moment noch nicht daran. Ich muß Sie tausend Mal um Verzeihung bitten – ich hoffe aber, daß Alles noch gut werden wird – da täg­lich oder stündlich mein Perpetuum funkionirend da sein kann – Buch hier­über will Oesterh Co für 15000 M acceptiren (Honorar f. 50000 Auflage) Dieses würde die Katerpoesie natürlich zurückdrängen. Uebrigens: könnten Sie nicht Ihren Herrn Vater fragen, welchen Einfluß die totale Entwertung der Kohlen u. der Automobile nebst Pferdewagen etc auf die Bankwelt haben würde? Ich glaube, daß alle Banken der Erde zahlungs­unfähig werden könnten. Täusche ich mich? Eine Antwort wäre mir sehr sehr wichtig!! Im Kontrakt fehlt, daß 20% »vom Ladenpreise« gemeint sind – und daß ich das Honorar in Höhe der neuen Auflage und Entschließung Ihrerseits zu bekommen hätte.
Vielleicht sind Sie so freundlich, dieses mir, wenn wir mit Oesterh. im Kla­ren sind, zu bestätigen.
Nochmals: Verzeihen Sie gütigst! Aber ich war an jenem Vormittag nicht auf Ihren Besuch vorbereitet und, wie Sie sich erinnern, in heftigster Weise
mit meinem Modell beschäftigt

Mit vielen Grüßen

Ihr

Paul Scheerbart

Randbeschriftung:
*) Ich muss Oesterh Co alles zuerst »anbieten« – sie wollten gestern Ihnen
schreiben.

An Ernst Rowohlt

Zehlendorf-Wannseebahn, Anna Str 5 20 Oct. 08.
Lieber Herr Rowohlt!
Ihren Brief vom 9 ten d.M. hielt ich durch meinen Brief vom selbigen Tage
für beantwortet. Mir tut die Sache sehr leid – aber ich kann doch nicht den
Kontrakt unterzeichnen, da Oesterhelds doch auf ihrem Schein bestehen.
Falls diese durchaus die Verse bringen wollen, steht Ihnen die wilde Jenny
unter denselben Bedingungen zur Verfügung. Die Zeichnung brauchen Sie
Oest. nicht zu senden, aber ich bitte sehr um Sendung des Manuskripts an
Oest.
Die Jenny (ein Kriegsroman!) ist mir allerdings viel wertvoller, und Sie
kommen dabei besser weg als mit den Versen. Darum bitte ich aber, die 20
M für Satzentschädigung fallen zu lassen.

Mit besten Grüßen

Ihr

Paul Scheerbart

Meyer hat das auch vergessen, daß ich an Oesterh. gebunden bin. 100 M für
die Jenny wäre sehr billig. Aber ich weiß ja noch garnicht, ob Oest. die
Verse wollen. Ich bat Sie auch um Zusatzerklärung für den Kontrakt (zwei
Punkte) 

An Ernst Rowohlt

Zehlendorf-Wannseebahn, Anna Str 5 29. October 1908
Lieber Herr Rowohlt!
Anbei der unterzeichnete Contrakt mit den beiden Zusätzen. Oesterheld u Co treten von ihren Forderungen zurück. Um die Unruhe, die ich Ihnen be­reitet habe, einigermaßen wieder gut zu machen, sende ich Ihnen anbei als Drucksache noch 9 Verssachen für den Schluß, damit dieser etwas effektvol­ler und stärker wird. Sie können demnach auf jede Seite so viel bringen, wie Sie wollen, damit der Umfang des Ganzen nicht größer wird. Nun bitte ich sehr um Zusendung der Zeichnung, wenn Sie es wirklich für notwendig halten, daß ich den Titel selber zeichne. Sonst würde mir auch leichte oder dicke Type von Drugulin genügen. Dr. ist nur etwas teurer mit Titel-Satzproben. Jedenfalls überlasse ich Ihnen ganz das Arrangement. Hinter dem Titelblatt wäre mir folgende Notiz angenehm: Geschrieben im vorigen Jahrhundert.
Alle Rechte – besonders das der Uebersetzung in fremde Sprachen und ein­heimische Mundarten – vorbehalten.
Das Bibliographische – entsprechend der letzten Seite des Münchhausen-Romans – vergessen Sie wol nicht.
Und nun sende ich Ihnen die schönsten Grüße – in der Hoffnung, daß Sie das Aergerliche bei der Sache von diesem Moment ab total vergessen haben.

Ganz

Ihr

Paul Scheerbart


An Ernst Rowohlt

Zehlendorf-Wannseebahn, Anna 5 11. Nov. 1908.
Lieber Herr Rowohlt!
Schönsten Dank für Ihren freundlichen Brief. Ich freue mich sehr, daß jetzt der Aerger total beseitigt ist. Daß Sie so energisch mein Manuskript festhiel­ten, war für dieses und für mich in jedem Falle etwas Angenehmes – und so habe ich nichts zu verzeihen.
Anbei gleich die sorgsam destillirte Rezensentenliste. Wenn mir etwas für die Propaganda einfällt, schreibe ich eine Karte. Unter dem bibliographischen Anhang lassen Sie wol noch drucken: Demnächst erscheint: Lesabendio, ein Asteroiden-Roman. Das Perpetuum mobile.
Ich nehme an, daß Sie auch dieses bringen, wenn Sie nicht Anderes schrei­ben, und sage Ihnen auch hierfür meinen Dank.
Mit dem Perpe ist es noch nicht so weit – – jedenfalls erscheint das Buch dar­über, das alles aufklären wird. Aber das Buch wird erst im Januar oder Februar 1909 geschrieben.
Von der Zeichnung zum Titelblatt sprachen Sie nicht, und so nehme ich an, daß Sie die Lettern von Drugulin nehmen.

Mit vielen Grüßen – auch von meiner Frau –

bin ich

Ihr

Paul Scheerbart

Ihren Nerven wünsche ich beste Besserung.

An Ernst Rowohlt
Monsieur Ernst Rowohlt 124 Rue de Rennes Paris

Zehlendorf-Wannseebahn Anna Str 5 (Allemagne) 9. Dec. 08
Lieber Herr Rowohlt! Meinen allerbesten Dank – besonders für das Biblio­graphische – ich hab doch 4 tatsächlich fertige Kleinigkeiten hinzugesetzt. Ich nehme an, daß es Ihnen nicht zu viel ist. Die Verleger möchte ich las­sen, da einzelne Bände momentan ohne Verleger sind. Ich halte diese um­fangreiche Bibliographie für sehr lustig – aber auch für sehr wirksam. Eine Einleitung halte ich immer für eine gewisse Entschuldigung – und die dürfte hier wol nicht gut sein. Darum bitte ich sehr, davon gütigst absehen zu wollen. Gähn und fahn (statt fangen) möchte ich wie im Manuscript, um etwas »Gähnendes« in die Morgentöne hineinzubringen. Die Schrift ist ein­fach entzückend. Wird das Titelblatt nicht zu sehr verkleinert werden müs­sen? Ich schicks in nächster Woche. Ich weiß nicht, ob es richtig ist, einzel­nen Kritikern u. Blättern Correkturen zu senden. Sie tun wol ganz so, wie Sie es für gut befinden. Ich freue mich, daß Ihnen die Verse so lustig erschei­nen. Ich erwarte den Rest in nächster Woche. Auch Correktur u. Manu­script des Bibliographischen.

Mit vielen lustigen Weltgrüssen

Ihr Paul Scheerbart

Bekomme ich noch Revisionsbogen? Es wäre wol nötig. Drugulin macht das sonst immer.


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An Ernst Rowohlt

Poststempel: 1.2.09

Lieber Herr Rowohlt! Anbei die Correkturen u. Revisionen. Für das Titel­arrangement schlage ich das Beifolgende vor – damit die Bibliophilen was Apartes haben. Das Technisch-Correkte (blau angestrichen) muß Drugulin unbedingt tadellos machen; sonst kaufen von 100 Bibliophilen 99 das Buch nicht. Das ist zweifellos. Dann scheint mir doch im bibliographischen Teil der Name oben besser.
Ich werde Ihnen sehr dankbar sein, wenn sie mir mitteilen möchten, ob Sie in diesen kleinen Fragen meiner Meinung sind.
Wollen Sie nicht das Titelblatt für Sortimentsprospekte verwerten? Ich glaube, daß das sehr wirksam sein könnte.

Mit vielen Grüssen

Ihr ergebener

Paul Scheerbart


An Ernst Rowohlt

Zehlendorf-Wannseebahn 24.11.09

Lieber Herr Rowohlt!
Das schmerzt mich tief, daß da wieder eine Differenz entstanden ist. Aber
ich bitte Sie sehr, die Sache ja nicht tragisch zu nehmen. Ohne Bedenken hab ich der Jugend 5 Sachen aus der Katerpoesie zum Abdruck gegeben; da wir doch über den Abdruck in Zeitungen u. Zeitschriften nichts vereinbart haben, so steht mir dieses doch zu. Aber ich möchte da durchaus im Einver­ständnis mit Ihnen handeln. Und deshalb erkläre ich Ihnen, daß ich gerne bereit bin, Ihnen entgegenzukommen. Indessen – Sie vergessen, daß Ihr Wunsch, in jedem Falle den Verlag genannt zu sehen – Ihnen fürchterliche Folgen eintragen würde – Jede Zeitschrift u. jede Zeitung würde sofort mit unverschämten Inseratanträgen an Sie herantreten – und – niederträchtig werden, wenn Sie den Inserat wünschen nicht entsprechen. So liegt die Sache; man darf eben ja nicht zu viel verlangen von den Redac-tionen – am besten garnichts. Ich habe der Jugend Ihre Adresse mit Absicht nicht genannt. Ich weiß garnicht, wie die Jugend einen Auszug bringen konnte. Aber – seien wir um Himmels willen zufrieden mit dieser Rec-lame – mit dem »Verlag« hätten die Herren bestimmt nichts gebracht, wenn Sie nicht ein teures Inserat bezahlt hätten. Aber ich komme Ihren Wünschen, wenn Sie die jetzt noch festhalten, gerne entgegen – sehe aber nur Nachteile für Sie und für mich. In jedem Falle wollen wir im Einver­ständnis handeln.

Nun sage ich Ihnen meinen schönsten Dank für alles, was Sie für die Propa­ganda getan haben. Es ist sehr viel, 200 Ex. zu versenden – vielleicht senden Sie auch an Herwarth Waiden (Redaction »Der Neue Weg«) Berlin-Haiensee, Katharinenstr. 5. Ich dachte an einen ganz billigen einseitigen Prospekt, der nach meiner Meinung nicht mehr kosten dürfte als ein halb­seitiges Inserat im Buchhändlerbörsenblatt. Doch es geht natürlich auch ohne Prospekt. Ich bin davon fest überzeugt, daß dieses Buch sehr gut ge­hen wird.*) Sie schreiben: Abdruck einzelner Stücke bei Besprechungen na­türlich willkommen. Ich nehme an, daß Sie Abdruck in den Besprechun­gen meinen; zu jedem Extra-Abdruck müßte ich von Fall zu Fall meine Zustimmung erteilen. Ich bin nicht sehr für Gratis-Abdruck – wir haben bestimmt alle Beide nichts davon; eine derartige Fußnotenreklame mit Angabe des Verlags ist nach meiner Ueberzeugung für den Buchverkauf völ­lig wertlos. Doch wollen wir auch in dieser Angelegenheit im Einver­ständnis handeln. Dort, wo Sie Gratis-Abdruck gestatten wollen, gestatte ich es auch – doch bitte ich, mich vorher zu benachrichtigen. Schönsten Dank, daß Sie alle meine Druckwünsche berücksichtigten. Der Probedruck des Titels folgt anbei zurück. Ich finde, daß er so sehr gut wirkt. Das etwas Kräftigere ist wol noch zu erreichen. Die Schaubühne hat jetzt: Erich Reiss Berlin-Westend, Kaiserdamm – ich habe somit keinen Einfluß auf dieses Blatt. Ich halte auch in diesem Falle nichts davon, daß Herrn Reiss (4 facher Millionär) Gratisabdruck und Ver­lagsangabe gestattet wird. – Aber – wie gesagt – wenn Sie wollen, bin ich bereit – allerdings tu ichs in diesem Falle keineswegs gern. Eine Kritik u. Abdruck einiger Sachen in dieser Kritik [wozu jede Redaktion gesetzlich berechtigt] ist das einzig gute nach meiner Ueberzeugung. Zu anderm Ab­druck ist von Fall zu Fall meine Erlaubnis nötig, da sonst die Redaction ein hohes Strafhonorar zu zahlen hat. Ihre Abdruckerlaubnis allein genügt nicht. Sie schreiben wol, ob Sie die rechtlichen Seite der Sache jetzt klar einsehen. Wir haben über den Abdruck in Journalen kontraktlich nichts vereinbart, und somit hat da der Autor nur allein die Urheberrechte. A. R. Meyer u. Ihre Bremer Rundschau können selbstverständlich ab­drucken, so viel sie wollen.

Hoffentlich ist jetzt alles klar – und die Möglichkeit einer Differenz unmög­lich geworden – da ich ja bereit bin, Ihnen auch in dieser Frage von Fall zu Fall entgegenzukommen. Vielleicht senden Sie mir auch einen Abzug von dem, was Sie den 200 Frei-Exemplaren beilegen wollen. [Ich hoffe, daß Sie hier nicht im Allgemeinen Gratis-Abdruck ge­stattet haben.]
Für Ihr »Archiv« sende ich gerne die Abdrucke in Zeitschriften (fast alle 1898 u 1899) – aber ich muß sie erst raussuchen – u. wir sind beim Umzüge – es geht erst in der neuen Wohnung – wir ziehen c. 10. März nach Berlin-Steglitz Thorwaldsenstr. 20. Nun nochmals vielen Dank für Ihre tatkräftige Propaganda – sie wird Erfolg haben.

Viele herzliche Grüsse – auch von meiner Frau –

Ihr Paul Scheerbart
Randbeschriftung:
*) das haben schon sehr viele gesagt.
Uns gehts so ziemlich.

An Ernst Rowohlt

Zehlendorf-Wannseebahn 27. Febr. 1909

Lieber Herr Rowohlt! Soeben erhalte ich N° 8 der »Jugend« und sehe, daß da allerdings ein faux pas vorliegt. Aber ich bin tatsächlich unschuldig daran. Die Sache liegt so: die Redaction schrieb mir, daß ich seit 1900 noch einen Vorschuß von 80 M zu tilgen hätte. Und da sandte ich zur Auswahl einige noch nicht gedruckte Sachen der Katerpoesie u. teilte mit, daß ein Buch unter diesem Namen demnächst erscheinen würde. Man wählte die 5 gedruckten, tilgte damit meinen Vorschuß und 80 M und setzte ohne mein Vorwissen »Katerpoesie« als Obertitel – dieses Letztere hätte ich bestimmt nicht gestattet, wenn ich gefragt wäre. Ich würde mich freuen, wenn jetzt alle Differenzen fort wären – sind sie?

Mit vielen Grüssen

-Ihr

Paul Scheerbart


An Ernst Rowohlt

Zehlendorf. 5. III. 09

Lieber Herr Rowohlt!
Schönsten Dank für die Briefe u. Manuskripte – letztere folgen anbei zu­rück. Ich bin der Meinung, daß sie so ganz gut sind. Diese geschäftl. Sachen muß man wol so lassen, wie sie in der ersten Fassung gegeben sind. Mir er­scheinen 44 % nicht praktisch – da sich das nicht gut berechnen läßt. 40 ist zweifellos den 33 1/3 gegenüber zu wenig – da würde ich schon 50% sagen statt 44.
Oder – wollen Sie nicht 25% u. 33 1/3% bei Baar(? Bestellung sagen? Ich weiß nicht, ob das gut ist – jedenfalls möchte ich um Himmels willen kei­nen Rat erteilen, denn nachher habe ich die Verantwortung. Sie tun be­stimmt in Geschäftsdingen am besten, wenn Sie überall Ihrem Instinkt fol­gen. Auch Fehler haben oft ihr Gutes. Das ist mir sonnenklar. Ich bin sogar der Meinung, daß im Geschäftsleben grade durch Fehler oder Ungeschick­lichkeiten die größten Erfolge entstehen.
Ich freue mich sehr, daß jetzt alles zur gegenseitigen Zufriedenheit erledigt ist. Und ich freue mich auf das Buch. Leider habe ich momentan einen so großen Kater, daß ich beinahe Abstinenzler werden möchte. Gestern habe ich mein Buch »Das Perpetuum mobile« beendigt – u. das wird viel Staub aufwirbeln – auch wenn es nur im Buchhandel »geht«. Das Buch hat mich beinahe umgebracht. Kommen Sie zum 1. Mai d.J. nach Berlin?

Viele grosse Katergrüsse – auch von meiner Frau –

Ihr ergebener Paul Scheerbart

An Ernst Rowohlt
Herrn Ernst Rowohlt
Leipzig
Promenaden Str. 43.11.

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str 20.

linker Seiteneingang IL

Poststempel 28.4.09

Lieber Herr Rowohlt! Schönsten Dank für die Bücher. Sie sehen famos aus. Und ich Ireue mich, daß die Zeichnung wegfiel. Aber – Sie sorgen wol da­für, daß sie mir zurückgegeben wird. Das Buch macht zweifellos Aufsehen, ich habe täglich erfreuliche Karten bekommen. Ich fahre morgen zu Ri­chard Dehmel nach Blankenese Parkstr. 22(.) Ich weiß noch nicht, wann ich wiederkomme.

Mit Lenzgrüssen Ihr Paul Scheerbart
Randbeschriftung:
250 Exemplare sind »sehr« viel – das wirkt!!!!!

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An Ernst Rowohlt

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str 20. 30. Juni 1909
Sehr geehrter Herr Rowohlt!
Meine schöne Zeichnung habe ich immer noch nicht zurückbekommen. Darf ich Sie sehr bitten, die Rücksendung demnächst zu veranlassen? Ich schrieb schon deswegen an Hrn. Drugulin. Eine Nachricht über Absatz u. Kritiken würde mich sehr freuen. Gegenwart und Berliner Tagebl. bringen bestimmt Längeres.

Mit vielen grossen Weltgrüßen

Ihr Paul Scheerbart

An Ernst Rowohlt

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str. 20 linker Seiteneingang II Treppen 13. Aug. 1909.
Lieber Herr Rowohlt! Schönsten Dank für die Ansichtskarte. Den »Tag« er­hielt ich grade gestern und schrieb sofort eine Entgegnung »Pro domo«. Herr K. hat doch unglaubliche Grobheiten ausgesprochen. Und ich habe ihm nachgewiesen, daß er sehr wenig von mir gelesen. Ich weiß, daß er ein Buch von mir las. Druckt die Entgegnung der Tag nicht, so bringe ich sie sicherlich an der »Gegenwart« unter. Es wird mich sehr freuen, Sie hier Anfang September oder October begrüßen zu können. Sie merken sich wol, daß ich »linker Seiteneingang« wohne. Vom Bahnhof »Friedenau« gehts durch die Cranach Str. hierher. – mit 66 und 80 gehts auch. Ich schreibe momentan unheimlich viel – besonders über die Luftschiffahrt – die Lenkbaren werden nach meiner Meinung zunächst die Reiterei – und dann Festungen, Landheer u. Flotten umbringen. Und darüber schreibe ich Tag u. Nacht. Und dabei behauptet Herr Kienzl, ich hätte keine Harmonie im Leibe.*) Ich habe mich gestern schrecklich über diese »freundliche« Kri­tik geärgert. Aber die Entgegnung ist dafür auch »vollständig«. Ich werde jetzt sehr viel gedruckt – sogar von Correspondenzen. Und ich hoffe sogar, daß es mir gelingt, eine »Wochenschrift für Luftschiffahrt u. ver­wandte Gebiete« zu begründen (mit einem Luftschiffer) »Morgenluft u. Abendluft« soll sie heißen.

Mit vielen lustigen Luftgrüßen – auch von meiner Frau –

bin ich Ihr Paul Scheerbart

Sie haben wol die Güte, nicht meine Zeichnung zu vergessen – ich hab sie noch nicht.

Randbeschriftung:
*) Pardon meiner »Logik«

An Ernst Rowohlt

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str. 20. 18. Sept. 1909
Lieber Herr Rowohlt! Schönsten Dank für die Karte. Katerpoesie kommt in den bibliographischen Anhang als Letztes. Ich werde mich freuen, wenn ich Sie im October hier begrüssen kann. Hoffentlich »wirkt« die Flugschrift. Kritiken las ich im Tag, Hamburger Fremdenblatt, B.Z. am Mittag, Zu­kunft. Für Zusendung der übrigen würde ich Ihnen sehr dankbar sein.*) Gegenwart bringt contra Tag »Prodomo« von mir. Felix Lorenz will im Berli­ner Tageblatt Kritik von Ernst Schur bringen. Die Zeichnung erhielt ich nicht mit gleicher Post.

Mit besten Grüßen

Ihr

sehr ergebener

Paul Scheerbart

Randbeschriftung:
*) ich sende nach 3 Tagen alles retour.

An Ernst Rowohlt

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str 20. Sonnabend 19. Febr. 1910
Lieber Herr Rowohlt!
Schönsten Dank für Ihren freundlichen Brief. Freue mich sehr, Sie wieder­zusehen. Morgen Sonntag und Montag bin ich von 1/2 11 Vormittags ab den ganzen Tag zu Hause. „Wir essen zwischen 1 und 3 Uhr. Dienstag werde ich vielleicht erst von 4 Uhr hier sein.
Mit den besten Grüßen – auch von meiner Frau – auf baldiges Wiedersehen –

Ihr Paul Scheerbart
Sie können mit 60 u. 88 fahren – bis zur Endstation – dann durch die Cano-
vastr. in 5 Minuten.
ich wohne »linker Seiteneingang« II Treppen links.

An Ernst Rowohlt

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str 20. Sonntag 6. März 1910.
Lieber Herr Rowohlt! »Pro domo« sandte ich soeben ans »Blaubuch«. In der Gegenwart kommt »Zack, Sidi u. der grosse Kopf« in übernächster Nummer. »Steuermann Malwu« im Hamburger Fremdenblatt demnächst, ist schon honorirt. Somit wären die 12 sämmtlich untergebracht. Das »Perpeh« geht nach meiner Ueberzeugung unter allen Umständen – ich brauche nur 3 Zahnräder – dafür hab ich noch nicht das Geld. Sobald ichs habe laß ichs sofort machen. Es muß gehen.

Helle Frühlingsgrüße!

– auch von meiner Frau –

und ich bin Ihr ergebenster

Paul Scheerbart


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An Ernst Rowohlt

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen 20. 23. März 1910.
Lieber Herr Rowohlt! Meinen schönsten Dank für Ihren freundlichen Brief! Ich freue mich sehr, daß das Perpeh-Buch gefallen hat. Garnicht hab ich geschimpft. Ich hab in den letzten 3 Wochen ohne Unterbrechung an dem Perpeh gearbeitet – wol c 200 Compositionen in Erwägung gezogen -u. schließlich fast alle Axen in Schienen gelegt – u. nun glaube ich, daß die Sache mit 6 Rädern u. drei Schienenpaaren gehen wird – als »Transportabler Zug-Last-Motor«…
Darum ist es mir ganz recht, daß Sie sich erst nach Ostern an die Lektüre begeben. Ich sehe jetzt zu, daß ich einen Mechaniker bekomme, reiche die Geschichte nach den Feiertagen dem Patent-Amt ein u… dann wird sich ja alles entscheiden. Ich habe schon so oft gesagt »Ich habs« – daß ich dieses Mal garnichts sagen will. Aber jedenfalls wird der Schlußteil des Buches (c 10-12 Seiten) das Beste werden u. auch alle Techniker mächtig interessiren –
selbst wenns nicht ginge – was ich allerdings für ausgeschlosse halte
Sehr liebenswürdig, daß sie meiner in Bremen gedenken möchten – Werde Ihnen sehr dankbar für eine Kiste sein – bitte: leicht, lang und billig…

Mit vielen Ostergrüßen – auch von meiner Frau – bin ich

ganz

der Ihrige

Paul Scheerbart

Wenn das Modell geht – dann gehen alle meine Bücher – wahrscheinlich
ganz unheimlich
Randbeschriftung:
Anbei »Prodomo«(.) Kienzl gekränkt; er hätte doch höhnisch sein können.

An Ernst Rowohlt

Berlin-Friedenau, Thorwaldsenstr 20. 18. April 1910.
Lieber Herr Rowohlt! Schönsten Dank für Ihren lieben Brief. Ich verstehe die Situation des Buchhandels durchaus. Hoffentlich hab ich demnächst Geld. Das Perpeh wird hergestellt. Ich glaube, daß es geht. Dann gründe ich selber Verlag. Ihre Cigarren waren ganz vortrefflich – wenn auch schwer. Vergessen Sie mich nicht. Ich tus auch nicht

Mit lustigen Lenzgrüssen

bin ich

Ihr

ergebenster

Paul Scheerbart


An Ernst Rowohlt

Friedenau, Thorwaldsenstr. 20. 30. Apr. 1910.
Lieber Herr Rowohlt!
Herrlich! Telegramm haben Sie wohl erhalten. Und – ich glaube, daß in 8-14 Tagen die Geschichte tatsächlich funktionirt. Modell wird hergestellt.
Die Sache muß noch vor dem Erscheinen des Kometenschweifs funktioni-
ren. Allerdings – ein paar Schlußseiten u. ein paar Zeichnungen kommen
noch. Montag sende ich das Manuskript
Heiligsten Dank!

Ganz Ihr Paul Scheerbart
Randbeschriftung:
also 15% vom Ladenpreis, nicht mehr?

An Ernst Rowohlt

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str 20. 2. Mai 1910.
Lieber Herr Rowohlt! Schönsten Dank für Brief u. Karte. Gerne dedicire ich Ihnen das Manuskript mitsamt den 26 Zeichnungen. Aber ich bitte nur, das Manuskript mit der Correktur zuzusenden; sie erhalten dann, nach Er­ledigung das Manuskript zurück.
Den Schluß habe ich gestern und heute verfaßt, sodaß jetzt Alles ganz voll­ständig ist. Ich lege auch Entwurf zum Buchhandelsprospekt bei, überlasse Ihnen aber, damit ganz nach Belieben zu verfahren. Die Zeichnungen vertragen ganz gehörige Verkleinerung. Ich denke sie mir in 3-4 zusammenklappbaren Streifen am Schluß oder an verschiedenen Stellen.
Morgen wird die Geschichte dem Patentamt eingereicht. Der Mechaniker macht schon das Modell. Da er in der Thorwaldsen Str wohnt, werde ich für Beschleunigung Sorge tragen.
Ich kann mir nicht denken, daß die Geschichte nicht funktioniren könnte. Ich bin aber tatsächlich etwas erschöpft. Das war eine Anstrengung.
Na – hoffen wir!
Ich telegraphire, wenn alles klappt.
Für Vertragsendung werde ich sehr dankbar sein.

Perpetuirlichste Grüsse

von

Ihrem

Paul Scheerbart

Und viele Grüße an Alfred Richard.
Den Namen des Glückwunschsenders konnte ich leider nicht lesen.

An Ernst Rowohlt

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str 20.

3. Mai 1910

Lieber Herr Rowohlt!
Soeben erhielt ich die 200 M ich bestätige den Empfang und sage nochmals
meinen herzlichsten Dank.

Mit 10000 Grüssen

bin ich

Ihr

Paul Scheerbart

Gestern »Transportabler Zug-Last-Motor« beim Patentamt angemeldet

An Ernst Rowohlt

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str 20. 1. Juni 1910.
Lieber Herr Rowohlt! Schönsten Dank für den Vertrag, den ich gleich un­terschrieben zurücksende. Alles einfach herrlich.*) Ich freue mich sehr auf die Cliches und danke Ihnen sehr sehr, daß Sie eine wirkungsvolle Propa­ganda für das Buch machen wollen.
Der Fahrradfabrikant hatte zu viel Anderes vor und erklärte schließlich nach 3 Wochen, daß er vorläufig noch nicht anfangen könne. Da hab ich denn die Sache gestern vor 8 Tagen einem Mechaniker übergeben – für 100 M. Nun warte ich nervös auf Nachricht. Ich glaube ja, daß die Sache geht – aber es wird sich ja wol bald alles zeigen; logisch ist es – und das ist doch die Hauptsache.
Das Warten peinigt mich sehr – aber sonst geht alles gut – Ihnen hoffentlich auch. Freue mich sehr, mal wieder mit Ihnen zusammenzusein.

Viele Radgrüße – auch von meiner Frau

Ich bin

Ihr

ergebenster

Paul Scheerbart

Sie erhalten natürlich sofort Nachricht, wenn das Modell Resultate zeigt –
da ja dann eine größere Auflage möglich. Dann müßten wir über die Propa­
ganda noch Näheres sprechen –
Na – vielleicht

Randbeschriftung:
*) besonders die 3000 Exemplare das muss aufs Titelblatt »1-3. Tausend«

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An Ernst Rowohlt

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen 20. 17. Juni 1910.
Lieber Herr Rowohlt!
Schönsten Dank für Brief u. Correktur. Letztere anbei. Und ich habe noch 3 Schlußseiten zugefügt; denen entsprechend können Sie in den Anzeigen erklären, daß eine Lösung des Problems jetzt endgiltig vorliegt. Diese eine ist »tatsächlich« das Mühlenrad – das Hinaufheben des Wassers wird da durch die Sonne perpetuirlich besorgt. Das Mühlenrad brauchen Sie in den Anzeigen nicht erwähnen – dann wirds ein Hauptspaß. Wenn ich bei den Anzeigen behilflich sein soll mit gutem Rat, bin ichs gern – nötig erscheints mir aber nicht in jedem Fall.
Umschlag, Titel, Vignetten überlasse ich ganz Ihrem Geschmack – den zu entwickeln, haben Sie mehr Gelegenheit als ich – Bei Drugulin leicht möglich.
Im Bibliographischen lassen Sie wol nur den »gefesselten Kometen« fort -nicht wahr? Abzug der Bibl. bekomm ich wol – auch – mit den Kater­notizen?
Ich wäre dankbar.
Ich sage Perpeh – um den Ton auf die zweite Silbe zu legen – das t gehört zur dritten Silbe. Ich will auch dem Auto ein Aehnliches geben – u. liebe die Worte mit vollem Vokal am Schluß so sehr. Darum das h – das t zu hart. Das Originalmanuskr. sende ich, wenn ich 99-101 mit den Revisionsbogen bekommen habe.
Die »Revision« erwarte ich nun mit Sehnsucht.
Bitte senden Sie an Harden nur die Revisionsbogen – er hat schon die Selbtanzeige und schrieb mir schon letzten Montag, daß er die Sache gern bringen wird. Ich bat – spätestens Anfang Juli. Recensentenliste kommt in nächster Woche. Dann auch Näheres über die alten Originalmanuscripte, die schon ge­druckt sind – erhielt gestern vollständiges Kometentanz-Manuscript von Richard Strauss, das der tatsächlich 10 Jahre dabehalten hat. Ich hatte es schon vergessen.
Vom Mechaniker erhielt ich heute eine Karte, daß jetzt die Sache in Arbeit und das Modell bestimmt Anfang nächster Woche fertig ist. Na – schön ist die Hoffnung.
Die Anthologie hatte ich gleich nach Ihrem Hiersein in der Idee fertig. Und zwar: so einfach darfs nicht gemacht werden. »Das Beste« solls sein. Aber -ich möchte einen Rahmen dazu. Ich bin ja schon im Rahmenmachen geübt – er soll prickelnd leicht und sehr lustig werden.
Ich möchte dabei von allen Büchern etwas erzählen – so bekommen die Ge­schichten einen Zusammenhang. Ich lasse mich »so ungefähr« verhaften, werde auf eine einsame Havelinsel gebracht u komme dort in ein Perlen-schloss, das einem Legationsrat gehört. Und dem muß ich nun alles Staats­gefährliche erzählen – und der erklärt alles für formlos – oder so ähnlich. Dieser Rahmen soll ganz neuartig wirken. Ich möchte die Sache so betiteln:
Der Legationsrat Fedor von Hahn
Eine »wahre« Geschichte von Paul Scheerbart
mit vielen Stücken aus allen seinen Büchern.
Das Schloss des Legationsrats wird entzückend – ich denke, daß das Ganze 400 geschriebene Seiten fassen könnte – das ließe sich auf 200 gedruckte bringen. Wärs nicht zu viel? – sonst würd ich mich einschränken. Aber ich dächte: evtl ließe sich auch Ladenpreis 2 M 50 möglich machen. Sie können überzeugt sein, daß der Rahmen so federnd leicht u. elegant -wie nur möglich wird – u. mit ausgelassenstem Uebermut soll die Sache schwungvoll u packend sein – u. sehr leicht – ganz verständlich – und dann das Beste in c 50 Stücken dazwischen. Wärs Ihnen so recht? Für baldige Nachricht wäre ich dankbar. Im Juli kann die Sache fertig werden.
Mir gehts so ziemlich – das Correkturlesen hat mich heute mächtig ange­strengt. Aber ich hoffe, daß die Geschichte auch zu meinem Bestem gehört. Hoffentlich gehts Ihnen auch gut.

Mit vielen Grüßen – auch von meiner Frau –

bin ich Ihr ergebenster Paul Scheerbart

An Ernst Rowohlt

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str 20.

7. Juli 1910.

Lieber Herr Rowohlt! Es ist mir schrecklich angenehm, daß sich die Druck­legung noch etwas verzögert. Morgen bringt mir der Mechaniker das Mo­dell. Es wird noch eine Veränderung nötig sein. Und ich glaube: die wird die Lösung des Ganzen bringen. Demnach würden Sie mir einen großen Ge­fallen tun, wenn Sie c. 10 Tage hindurch nichts beschleunigen möchten.

Mit perpetuirlichen Grüssen

Ganz

Ihr

Paul Scheerbart

Recensentenliste hab ich schon aufgestellt.

An Ernst Rowohlt

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str 20 13. Juli 1910.
Lieber Herr Rowohlt! Aus heiligendem Schlußsatz ersehen Sie, daß das Pro­blem endgiltig gelöst ist. Der Patentanwalt erklärte mir, daß er nichts da­gegen sagen könnte. Jetzt genügt ein Rad. Es ist sehr sehr verblüffend. Der Mechaniker will (ein einfacher Fahrradreparateur) will Freitag Abend mit dem sehr einfachen Modell fertig sein. Dann – oder Sonnabend Weiteres.
Ich überlasse Ihnen nun, ob Sie gleich nach Erledigung der Revision drucken wollen – oder später.

Mit perpetuirlichen Grüßen

Ganz Ihr

Paul Scheerbart


An Ernst Rowohlt

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str 20. 13. Aug. 1910.
Lieber Herr Rowohlt!
Die Zeichnung ist einfach grandios. Ich bin entzückt. Die wird sehr wirk­sam sein. Anbei als Drucksache die Revision u. Correktur. Ich lasse heute noch vom Schlosser die letzte Kleinigkeit für das Modell machen. Ich glaube, daß heute noch das Ziel auch praktisch erreicht wird!!!

Mit den besten Grüssen

bin ich Ihr

ergebener

Paul Scheerbart

Randbeschriftung:
Manuscript des Perpetuum sende ich in nächster Woche.

An Ernst Rowohlt
Stempel: Paul Scheerbart Gr. Lichterfelde W. Marschner-Str. 15 L

6, Sept. 1910.

Lieber Herr Rowohlt! Sie haben wol die Güte, meine neue Adresse zu noti-ren. Morgen Mittwoch ziehen wir um. Dann sende ich auch die Manus­kripte.
Zukunft haben Sie erhalten, nicht wahr? Wann wird das Buch fertig sein? Ich wäre Ihnen für eine baldige Nachricht sehr dankbar. Ueber die Modell­geschichte sprechen wir wol am besten mündlich. Resultatlos ist die Ge­schichte tatsächlich nicht. Aber – es ist natürlich noch ein Aber dabei. Ueber die Manuskripte von Kometentanz Ich liebe Dich! Immer mutig! Gr. Revolution etc schreibe ich von der neuen Wohnung aus. Der Umzug macht so viel Plackerei, daß wir ganz kaputt sind.

Mit perpetuirlichen Grüßen – auch von meiner Frau –

bin ich

Ihr

ergebenster

Paul Scheerbart


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An Ernst Rowohlt
Adressenstempel: Paul Scheerbart etc.

10. September 1910.

Lieber Herr Rowohlt!
Meinen schönsten Dank für Ihren freundlichen Brief. Ich freue mich sehr, daß die »Zukunft« wirkte. Ich werde Besprechungen veranlassen, wo ich kann.
Mächtig freue ich mich auch auf die Ausstattung. Na – vielleicht wirds ein Schlager.
Ich sende anbei das Manuskript und außerdem das vom Kometentanz als Probe.
Ich habe endlich alle alten Kisten durchsucht und bis jetzt Folgendes ge­funden:

Tod der Barmekiden (vollständig)

Rakkox u. wilde Jagd (vollst.)

Die grosse Revolution (vollst)

Der Kaiser von Utopia (vollst)

Ich liebe Dich! (fehlen ein paar kl Geschichten)

Immer mutig 2 Bände (fehlen auch ein paar kl. Gesch.)

Nun weiß ich aber nicht, was ich dafür haben möchte. Wollen Sie oder Ihr Herr Compagnon, dem ich mich bestens zu empfehlen bitte, nicht über die Preisfrage selber nachdenken? Vielleicht geben Sie mir einen Anhalt, u. dann sende ich die Manuskripte. Sie können die 6 auch bekommen, ohne daß der Preis vorher bestimmt ist.

Mit vielen Grüßen – auch von meiner Frau – bin ich

Ihr

ergebenster

Paul Scheerbart

Freue mich sehr auf Ihren Besuch. Hier ist es einfach prächtig – weite Wie­sen u. viele Bäume. Pardon! Sie haben mir noch nicht meinen Contrakt gesandt!

An Ernst Rowohlt
Adressenstempel: Paul Scheerbart etc.

19. Sept. 1910.

Lieber Herr Rowohlt! Bin ganz berauscht. Das Buch sieht einfach ent­zückend aus. Meinen heiligsten Dank. Tagebl. u. B. Z. gelesen. Famoser Anfang. Und mit der Modellgeschichte bin ich so weit, daß die Welt bald über­rascht sein wird. Denn – es bewegt sich doch!!! Noch glaubt Keiner*).

Mit perpetuirlichsten Grüßen

Ihr ergebenster Paul Scheerbart Pardon der »eiligen« Karte!
Randbeschriftung:
*) Das wird aber bald anders werden

An Ernst Rowohlt
Herrn Ernst Rowohlt Verlag Leipzig Königstrasse 10.

23. Sept. 1910.

Lieber Herr Rowohlt! Schönsten Dank für das Leipziger Tageblatt. Das ist ja herrlich. Na – jedenfalls gefällt das Buch. Der Bruder von Otto Erich Hartleben schreibt mir, daß es in Essen nicht ausliegt – auch nicht auf den Bahnhöfen. Aber – das kommt wol noch. »Die deutsche Kolonial- und Gewerbe-Bank« fragte an, ob ich mich der Patentverwertung wegen an sie wenden würde. Herrlich nich! Ich schrieb, daß es sich jetzt um einen »Zuglast-Ro t at i o n s motor« handelt.
Ich glaube, daß der jetzt funkioniren wird. Aber das glaubt mir kein Mensch.

Mit den lustigsten Radgrüssen – auch v. m. Frau –

bin ich

Ihr ergebenster

Paul Scheerbart.

Randbeschriftung:
Die Ausstellung des Buches imponirt überall mächtig

An Ernst Rowohlt

Gr. Lichterfelde 6. October 1910.

Lieber Herr Rowohlt! Soeben schreibt mir Franz Pfemfert (Red. Der De­mokrat) Berlin-Wilmersdorf Nassauische Str. 17, daß er kein Exemplar f. d. Recension bekommen hat. Mein Gott, warum haben Sie den grade ausge­lassen? Ich hab ihm anderthalb Dutzend Nachdrucke u. einen Originalarti­kel im letzten halben Jahr gratis gegeben – nur weil ich im Demokrat Kri­tik haben wollte. Ich schick ihm jetzt mein letztes Autoren­exemplar.
Aber ich fürchte, daß Sie bei der Versendung der Ex. noch andre Adressen, die ganz bestimmt Kritiken bringen, ausgelassen haben. Ich höre von ver­schiedenen Leuten wie Buchner, Walther Nissen (Blaubuch) keine Silbe. Beim letzteren steht es genau so wie bei Pfemfert. Darf ich Sie nun sehr bitten, mir mitzuteilen, wen Sie ausgelassen haben? Dr. H.W. Zahn bekam auch nicht – auch Dr. S. Friedländer nicht. Bitte bitte schreiben Sie mir die Liste der Ausgelassenen, damit ich weiß ob wichtige Adressen ausgelassen sind.

Mit vielen Grüßen – auch von meiner Frau –

bin ich

Ihr

Paul Scheerbart

Der letzte Rotationsmotor, den ich komponirt habe, muß nach meiner Mei­nung endlich funktioniren. Jetzt hab ich aber nicht mehr das Geld, um die Sache herstellen zu lassen. Jedenfalls kenne ich jetzt schon ein paar hundert Kompositionen, die nicht gehen. Meine letzte aber wird wol gehen. Ich glaube immer wieder ans Gelingen. Die Geschichte wird jetzt sehr inter­essant.

An Ernst Rowohlt

Gr. Lichterfelde W. Marschner 15. Poststempel 8.10.10
Lieber Herr Rowohlt!
Hurrah!
Heiligsten Dank für die vierte Auflage!
Ich freue mich so.
Hoffentlich demnächst Modell-Telegramme.
Ich glaube – es giebt gleich mehrere Perpehs

Perpetuirlichst

Ihr

Paul Scheerbart


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An Ernst Rowohlt

Gr. Lichterfelde W. Marschner Str 15.1 9. Oct. 1910.
Sehr geehrter lieber Herr Rowohlt!

Schrecklich leid tut es mir, daß ich mich so ungeschickt ausgedrückt habe. »Vorwürfe« wollte ich Ihnen wahrhaftig nicht machen. Ich wußte, daß ich eigentlich zu viel Adressen aufgegeben hatte, und ich nahm Ihnen nicht im mindesten übel, daß Sie einige fortließen. Ich wollte nur wissen, welche Sie fortließen. Remer schreibt ganz bestimmt. Die 5 Exemplare genügen für diejenigen, auf die zu rechnen. Die meisten der Ausgelassenen können ganz ruhig fortbleiben.

Nun zunächst meinen schönsten Dank für Ihren Brief, für die 5 Perpehs und für die 5 Katerpoesieen. Ich weiß, was Sie für das Perpeh getan haben – das hätte kein Andrer getan – und ich werde Ihnen stets dafür sehr sehr dankbar sein – das können Sie glauben.

Die Listen gebe ich Ihnen zurück, wenn Sie hier sind. Ich denke noch über die einzelnen Adressen nach und werde tun, was ich kann. Heiligsten Dank für die guten Absichten, die Sie mit der »Auswahl« haben.

Nun freue ich mich mächtig auf Ihren Besuch oder auf ein Zusammenkom­men an andrem Ort.

Die Verbindung ist hier sehr gut. Sie können mit V.W.DE 59. bis Händel­platz Endstation fahren. Von dort links die Chausseestr – 2 te Querstr Haydnstr links dann in dieser erste Querstr rechts Marschner – in der Mitte.

Auch gehts von Vorortbahnhof Steglitz mit der Elektrischen, die nach Lich­terfelde Ost fährt – bis Richard Wagner Str, in der erste Querstraße ist Marschner.

Nochmals meinen schönsten Dank für alle Ihre Freundlichkeit – besonders für die … {unleserlich) !!

Mit den besten Grüßen – auch von meiner Frau – bin ich

Ihr sehr ergebener Paul Scheerbart
Ich habe übrigens die feste Ueberzeugung, daß ich mit dem Modell ans Ziel komme. Es ergeben sich aber, wenn eins geht, ganz bestimmt mehrere Fassungen, die nicht als ein Patent angemeldet werden können. Zunächst habe ich nur »Rotationsmotore« im Auge – die ergäben ein Abschlußbuch erster Güte.

An Ernst Rowohlt

Gr. Licherfelde W. Marschner Str. 15.1 14. October 1910.
Lieber Herr Rowohlt!
Schönsten Dank für Ihren freundlichen Brief. Bedaure sehr, daß Sie mo­mentan noch nicht kommen können – aber demnächst – nicht wahr? Die Geschichte mit den Auflagen habe ich geahnt; ich bin niemals allzu opti­mistisch.
Besten Dank, daß Sie noch einige Freiexemplare versenden wollen. Zahn*) will in einem süddeutschen Blatt über das Buch schreiben. Ich habe an
Remer, Baum, Pfemfert, Wiener-Braunsberg Max F. Sebaldt persönlich gesandt.
Ich empfehle nun noch die folgenden, deren Adressen Sie wol noch da haben:
1 Dr. Rudolf Blümner [p. Deutsches Theater] 2M.G. Conrad 3 Dr. Bruno Wille
diese haben schon mehrfach über mich geschrieben.
Von den folgenden fünf sind Kritiken wol zu erwarten:\

Georg Fuchs N.W. 87 Tile Wardenberg Str. 28. [schreibt für die Vos­sische]

Dr. S. Friedländer Haiensee Johann Georg Str 7 [Sturm etc]

Otto Corbach [mir persönlich bekannt – schreibt an 1000 Stellen] Char­lottenburg Waitzstr 3

Philipp Recknagel Steglitz Ahornstr 23 [Volkserzieher]

Dr. Anselm Ruest N.W. Wullenweber Str 12 [evtl Gegenwart oder Zu­kunft oder sonstwo – ich werde ihn persönlich aufmuntern]

Pastor hat in der Tägl Rdschau geschrieben, Schur will fürs Berl. Tagebl schreiben, sagt aber, daß dort noch Kritik über Katerpoesie lagert. Am 12. d. M. also vorgestern gelang mir endlich eine Rotationsmotorenfas­sung, die tatsächlich das erste Ziel ist. Ich glaube fest daran, daß die Sache jetzt gehen wird. Ich setze alles daran, die Sache ausführen zu lassen – muß
mich aber noch etwas gedulden, da die Sache**) doch immer »Arbeitslohn«
beim Schlosser kostet.
Doch nun: auf baldiges Wiedersehen!
Ich telegraphire natürlich, wenns geht.

Mit den besten Grüßen von uns Beiden bin ich inzwischen

Ihr sehr ergebener Paul Scheerbart
Randbeschriftung:
*) hat Buch gekauft
**) Pardon den vielen Sachen!!

Anbei die Listen mit bestem Dank retour.


An Ernst Rowohlt

Gr. Lichterfelde W. Marschner Str. 151 27. Juni 1911
Lieber Herr Rowohlt!
Mit dem letzten Modell wird ganz bestimmt das Resultat kommen. Fraglich bleibt nur die praktische Verwendbarkeit. Darf ich Sie da sehr bitten, mir meinen Contrakt zu senden? Ich werde Ihnen sehr dankbar sein.

Mit vielen Perpehgrüssen

Ihr sehr ergebener

Paul Scheerbart


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