Briefe an Ernst Rowohlt

An Ernst Rowohlt

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str 20. 30. Juni 1909
Sehr geehrter Herr Rowohlt!
Meine schöne Zeichnung habe ich immer noch nicht zurückbekommen. Darf ich Sie sehr bitten, die Rücksendung demnächst zu veranlassen? Ich schrieb schon deswegen an Hrn. Drugulin. Eine Nachricht über Absatz u. Kritiken würde mich sehr freuen. Gegenwart und Berliner Tagebl. bringen bestimmt Längeres.

Mit vielen grossen Weltgrüßen

Ihr Paul Scheerbart

An Ernst Rowohlt

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str. 20 linker Seiteneingang II Treppen 13. Aug. 1909.
Lieber Herr Rowohlt! Schönsten Dank für die Ansichtskarte. Den »Tag« er­hielt ich grade gestern und schrieb sofort eine Entgegnung »Pro domo«. Herr K. hat doch unglaubliche Grobheiten ausgesprochen. Und ich habe ihm nachgewiesen, daß er sehr wenig von mir gelesen. Ich weiß, daß er ein Buch von mir las. Druckt die Entgegnung der Tag nicht, so bringe ich sie sicherlich an der »Gegenwart« unter. Es wird mich sehr freuen, Sie hier Anfang September oder October begrüßen zu können. Sie merken sich wol, daß ich »linker Seiteneingang« wohne. Vom Bahnhof »Friedenau« gehts durch die Cranach Str. hierher. – mit 66 und 80 gehts auch. Ich schreibe momentan unheimlich viel – besonders über die Luftschiffahrt – die Lenkbaren werden nach meiner Meinung zunächst die Reiterei – und dann Festungen, Landheer u. Flotten umbringen. Und darüber schreibe ich Tag u. Nacht. Und dabei behauptet Herr Kienzl, ich hätte keine Harmonie im Leibe.*) Ich habe mich gestern schrecklich über diese »freundliche« Kri­tik geärgert. Aber die Entgegnung ist dafür auch »vollständig«. Ich werde jetzt sehr viel gedruckt – sogar von Correspondenzen. Und ich hoffe sogar, daß es mir gelingt, eine »Wochenschrift für Luftschiffahrt u. ver­wandte Gebiete« zu begründen (mit einem Luftschiffer) »Morgenluft u. Abendluft« soll sie heißen.

Mit vielen lustigen Luftgrüßen – auch von meiner Frau –

bin ich Ihr Paul Scheerbart

Sie haben wol die Güte, nicht meine Zeichnung zu vergessen – ich hab sie noch nicht.

Randbeschriftung:
*) Pardon meiner »Logik«

An Ernst Rowohlt

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str. 20. 18. Sept. 1909
Lieber Herr Rowohlt! Schönsten Dank für die Karte. Katerpoesie kommt in den bibliographischen Anhang als Letztes. Ich werde mich freuen, wenn ich Sie im October hier begrüssen kann. Hoffentlich »wirkt« die Flugschrift. Kritiken las ich im Tag, Hamburger Fremdenblatt, B.Z. am Mittag, Zu­kunft. Für Zusendung der übrigen würde ich Ihnen sehr dankbar sein.*) Gegenwart bringt contra Tag »Prodomo« von mir. Felix Lorenz will im Berli­ner Tageblatt Kritik von Ernst Schur bringen. Die Zeichnung erhielt ich nicht mit gleicher Post.

Mit besten Grüßen

Ihr

sehr ergebener

Paul Scheerbart

Randbeschriftung:
*) ich sende nach 3 Tagen alles retour.

An Ernst Rowohlt

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str 20. Sonnabend 19. Febr. 1910
Lieber Herr Rowohlt!
Schönsten Dank für Ihren freundlichen Brief. Freue mich sehr, Sie wieder­zusehen. Morgen Sonntag und Montag bin ich von 1/2 11 Vormittags ab den ganzen Tag zu Hause. „Wir essen zwischen 1 und 3 Uhr. Dienstag werde ich vielleicht erst von 4 Uhr hier sein.
Mit den besten Grüßen – auch von meiner Frau – auf baldiges Wiedersehen –

Ihr Paul Scheerbart
Sie können mit 60 u. 88 fahren – bis zur Endstation – dann durch die Cano-
vastr. in 5 Minuten.
ich wohne »linker Seiteneingang« II Treppen links.

An Ernst Rowohlt

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str 20. Sonntag 6. März 1910.
Lieber Herr Rowohlt! »Pro domo« sandte ich soeben ans »Blaubuch«. In der Gegenwart kommt »Zack, Sidi u. der grosse Kopf« in übernächster Nummer. »Steuermann Malwu« im Hamburger Fremdenblatt demnächst, ist schon honorirt. Somit wären die 12 sämmtlich untergebracht. Das »Perpeh« geht nach meiner Ueberzeugung unter allen Umständen – ich brauche nur 3 Zahnräder – dafür hab ich noch nicht das Geld. Sobald ichs habe laß ichs sofort machen. Es muß gehen.

Helle Frühlingsgrüße!

– auch von meiner Frau –

und ich bin Ihr ergebenster

Paul Scheerbart


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