Briefe an Ernst Rowohlt

An Ernst Rowohlt

Poststempel: 1.2.09

Lieber Herr Rowohlt! Anbei die Correkturen u. Revisionen. Für das Titel­arrangement schlage ich das Beifolgende vor – damit die Bibliophilen was Apartes haben. Das Technisch-Correkte (blau angestrichen) muß Drugulin unbedingt tadellos machen; sonst kaufen von 100 Bibliophilen 99 das Buch nicht. Das ist zweifellos. Dann scheint mir doch im bibliographischen Teil der Name oben besser.
Ich werde Ihnen sehr dankbar sein, wenn sie mir mitteilen möchten, ob Sie in diesen kleinen Fragen meiner Meinung sind.
Wollen Sie nicht das Titelblatt für Sortimentsprospekte verwerten? Ich glaube, daß das sehr wirksam sein könnte.

Mit vielen Grüssen

Ihr ergebener

Paul Scheerbart


An Ernst Rowohlt

Zehlendorf-Wannseebahn 24.11.09

Lieber Herr Rowohlt!
Das schmerzt mich tief, daß da wieder eine Differenz entstanden ist. Aber
ich bitte Sie sehr, die Sache ja nicht tragisch zu nehmen. Ohne Bedenken hab ich der Jugend 5 Sachen aus der Katerpoesie zum Abdruck gegeben; da wir doch über den Abdruck in Zeitungen u. Zeitschriften nichts vereinbart haben, so steht mir dieses doch zu. Aber ich möchte da durchaus im Einver­ständnis mit Ihnen handeln. Und deshalb erkläre ich Ihnen, daß ich gerne bereit bin, Ihnen entgegenzukommen. Indessen – Sie vergessen, daß Ihr Wunsch, in jedem Falle den Verlag genannt zu sehen – Ihnen fürchterliche Folgen eintragen würde – Jede Zeitschrift u. jede Zeitung würde sofort mit unverschämten Inseratanträgen an Sie herantreten – und – niederträchtig werden, wenn Sie den Inserat wünschen nicht entsprechen. So liegt die Sache; man darf eben ja nicht zu viel verlangen von den Redac-tionen – am besten garnichts. Ich habe der Jugend Ihre Adresse mit Absicht nicht genannt. Ich weiß garnicht, wie die Jugend einen Auszug bringen konnte. Aber – seien wir um Himmels willen zufrieden mit dieser Rec-lame – mit dem »Verlag« hätten die Herren bestimmt nichts gebracht, wenn Sie nicht ein teures Inserat bezahlt hätten. Aber ich komme Ihren Wünschen, wenn Sie die jetzt noch festhalten, gerne entgegen – sehe aber nur Nachteile für Sie und für mich. In jedem Falle wollen wir im Einver­ständnis handeln.

Nun sage ich Ihnen meinen schönsten Dank für alles, was Sie für die Propa­ganda getan haben. Es ist sehr viel, 200 Ex. zu versenden – vielleicht senden Sie auch an Herwarth Waiden (Redaction »Der Neue Weg«) Berlin-Haiensee, Katharinenstr. 5. Ich dachte an einen ganz billigen einseitigen Prospekt, der nach meiner Meinung nicht mehr kosten dürfte als ein halb­seitiges Inserat im Buchhändlerbörsenblatt. Doch es geht natürlich auch ohne Prospekt. Ich bin davon fest überzeugt, daß dieses Buch sehr gut ge­hen wird.*) Sie schreiben: Abdruck einzelner Stücke bei Besprechungen na­türlich willkommen. Ich nehme an, daß Sie Abdruck in den Besprechun­gen meinen; zu jedem Extra-Abdruck müßte ich von Fall zu Fall meine Zustimmung erteilen. Ich bin nicht sehr für Gratis-Abdruck – wir haben bestimmt alle Beide nichts davon; eine derartige Fußnotenreklame mit Angabe des Verlags ist nach meiner Ueberzeugung für den Buchverkauf völ­lig wertlos. Doch wollen wir auch in dieser Angelegenheit im Einver­ständnis handeln. Dort, wo Sie Gratis-Abdruck gestatten wollen, gestatte ich es auch – doch bitte ich, mich vorher zu benachrichtigen. Schönsten Dank, daß Sie alle meine Druckwünsche berücksichtigten. Der Probedruck des Titels folgt anbei zurück. Ich finde, daß er so sehr gut wirkt. Das etwas Kräftigere ist wol noch zu erreichen. Die Schaubühne hat jetzt: Erich Reiss Berlin-Westend, Kaiserdamm – ich habe somit keinen Einfluß auf dieses Blatt. Ich halte auch in diesem Falle nichts davon, daß Herrn Reiss (4 facher Millionär) Gratisabdruck und Ver­lagsangabe gestattet wird. – Aber – wie gesagt – wenn Sie wollen, bin ich bereit – allerdings tu ichs in diesem Falle keineswegs gern. Eine Kritik u. Abdruck einiger Sachen in dieser Kritik [wozu jede Redaktion gesetzlich berechtigt] ist das einzig gute nach meiner Ueberzeugung. Zu anderm Ab­druck ist von Fall zu Fall meine Erlaubnis nötig, da sonst die Redaction ein hohes Strafhonorar zu zahlen hat. Ihre Abdruckerlaubnis allein genügt nicht. Sie schreiben wol, ob Sie die rechtlichen Seite der Sache jetzt klar einsehen. Wir haben über den Abdruck in Journalen kontraktlich nichts vereinbart, und somit hat da der Autor nur allein die Urheberrechte. A. R. Meyer u. Ihre Bremer Rundschau können selbstverständlich ab­drucken, so viel sie wollen.

Hoffentlich ist jetzt alles klar – und die Möglichkeit einer Differenz unmög­lich geworden – da ich ja bereit bin, Ihnen auch in dieser Frage von Fall zu Fall entgegenzukommen. Vielleicht senden Sie mir auch einen Abzug von dem, was Sie den 200 Frei-Exemplaren beilegen wollen. [Ich hoffe, daß Sie hier nicht im Allgemeinen Gratis-Abdruck ge­stattet haben.]
Für Ihr »Archiv« sende ich gerne die Abdrucke in Zeitschriften (fast alle 1898 u 1899) – aber ich muß sie erst raussuchen – u. wir sind beim Umzüge – es geht erst in der neuen Wohnung – wir ziehen c. 10. März nach Berlin-Steglitz Thorwaldsenstr. 20. Nun nochmals vielen Dank für Ihre tatkräftige Propaganda – sie wird Erfolg haben.

Viele herzliche Grüsse – auch von meiner Frau –

Ihr Paul Scheerbart
Randbeschriftung:
*) das haben schon sehr viele gesagt.
Uns gehts so ziemlich.

An Ernst Rowohlt

Zehlendorf-Wannseebahn 27. Febr. 1909

Lieber Herr Rowohlt! Soeben erhalte ich N° 8 der »Jugend« und sehe, daß da allerdings ein faux pas vorliegt. Aber ich bin tatsächlich unschuldig daran. Die Sache liegt so: die Redaction schrieb mir, daß ich seit 1900 noch einen Vorschuß von 80 M zu tilgen hätte. Und da sandte ich zur Auswahl einige noch nicht gedruckte Sachen der Katerpoesie u. teilte mit, daß ein Buch unter diesem Namen demnächst erscheinen würde. Man wählte die 5 gedruckten, tilgte damit meinen Vorschuß und 80 M und setzte ohne mein Vorwissen »Katerpoesie« als Obertitel – dieses Letztere hätte ich bestimmt nicht gestattet, wenn ich gefragt wäre. Ich würde mich freuen, wenn jetzt alle Differenzen fort wären – sind sie?

Mit vielen Grüssen

-Ihr

Paul Scheerbart


An Ernst Rowohlt

Zehlendorf. 5. III. 09

Lieber Herr Rowohlt!
Schönsten Dank für die Briefe u. Manuskripte – letztere folgen anbei zu­rück. Ich bin der Meinung, daß sie so ganz gut sind. Diese geschäftl. Sachen muß man wol so lassen, wie sie in der ersten Fassung gegeben sind. Mir er­scheinen 44 % nicht praktisch – da sich das nicht gut berechnen läßt. 40 ist zweifellos den 33 1/3 gegenüber zu wenig – da würde ich schon 50% sagen statt 44.
Oder – wollen Sie nicht 25% u. 33 1/3% bei Baar(? Bestellung sagen? Ich weiß nicht, ob das gut ist – jedenfalls möchte ich um Himmels willen kei­nen Rat erteilen, denn nachher habe ich die Verantwortung. Sie tun be­stimmt in Geschäftsdingen am besten, wenn Sie überall Ihrem Instinkt fol­gen. Auch Fehler haben oft ihr Gutes. Das ist mir sonnenklar. Ich bin sogar der Meinung, daß im Geschäftsleben grade durch Fehler oder Ungeschick­lichkeiten die größten Erfolge entstehen.
Ich freue mich sehr, daß jetzt alles zur gegenseitigen Zufriedenheit erledigt ist. Und ich freue mich auf das Buch. Leider habe ich momentan einen so großen Kater, daß ich beinahe Abstinenzler werden möchte. Gestern habe ich mein Buch »Das Perpetuum mobile« beendigt – u. das wird viel Staub aufwirbeln – auch wenn es nur im Buchhandel »geht«. Das Buch hat mich beinahe umgebracht. Kommen Sie zum 1. Mai d.J. nach Berlin?

Viele grosse Katergrüsse – auch von meiner Frau –

Ihr ergebener Paul Scheerbart

An Ernst Rowohlt
Herrn Ernst Rowohlt
Leipzig
Promenaden Str. 43.11.

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str 20.

linker Seiteneingang IL

Poststempel 28.4.09

Lieber Herr Rowohlt! Schönsten Dank für die Bücher. Sie sehen famos aus. Und ich Ireue mich, daß die Zeichnung wegfiel. Aber – Sie sorgen wol da­für, daß sie mir zurückgegeben wird. Das Buch macht zweifellos Aufsehen, ich habe täglich erfreuliche Karten bekommen. Ich fahre morgen zu Ri­chard Dehmel nach Blankenese Parkstr. 22(.) Ich weiß noch nicht, wann ich wiederkomme.

Mit Lenzgrüssen Ihr Paul Scheerbart
Randbeschriftung:
250 Exemplare sind »sehr« viel – das wirkt!!!!!

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