Briefe an Erich Mühsam

An Erich Mühsam

28. IV. 09

Mittwoch 1/2 2 Mittags

Haiensee

Lieber Eriko Mühsam!

War soeben Grolman 47 – dort sagte Postbote, daß da weder Krüger noch Mühsam – war auf 48 bei Frau Krüger – dann im Cafe des Westens, wo Du um 11 mit Caro weggingst.

Schönsten Dank für Deine hocherfreuliche Karte. Leider bin ich für heute Abend festgelegt (Friedländer Melnik Ruest Einstein) kommen zu uns. Ich kann nicht mehr abschreiben, da der Abend seit 14 Tagen vorbereitet ist. Morgen in der Frühe fahr ich zu Richard Dehmel Blankenese Parkstr. 22. Bitte bitte schreib mir dahin – hauptsächlich auch die Adresse des Dr Dou­glas – und dann, ob Cronbach die beiden Manuskripte sandte – und wann die Bücher erscheinen sollen.*) Frankfurter hat Flora Mohr angenommen. Nochmals heiligsten Dank! Und mächtige Weltgrüße!

Altid**) din**) PCW.

Randbeschriftung:*) u. auch vom Honorar – ja?

**) das ist schwedisch.


An Erich Mühsam

Blankenese 30. April 1909

Liebes Eriko! Schönsten Dank für Deinen Brief u. für alle Deine Taten. Oh – das war großartig von Dir. Schönsten Dank auch für die 50 M. Ich bedaure sehr, daß ich Dich nicht mehr sprechen konnte. Natürlich bin ich mit Al­lem einverstanden – nur nicht mit der Zusammenziehung der Bücher in einen Band. Das geht in keinem Falle. Sterbe lieber. Daß Alles erst im Oc-tober erscheint oder etwas später – das ist mir sehr angenehm. Ich weiß nur noch nicht, ob Cronbach die beiden Manuskripe sandte. Ich nehme aber an, wenn Du nichts weiter schreibst. Ich schreibe gleich an Dr. Douglas.

Wenn Du den Herrn wieder in München siehst, so sieh doch zu, daß er die Contrakte für die beiden Bücher sendet – entsprechend meinem Briefe an Dich. Ich werde Dir »furchtbar« dankbar sein. Nu – wollen wir wieder ein bißchen lachen – wir haben ja jetzt Zeit dazu.

Hier ist es einfach herrlich.Richard Dehmel läßt Dich auch schön grüßen. Wir trinken u reden.

Heil!

Hipp!

For ever*)

Dein

alter

Paul Scheerbart

*) das ist englisch.Randbeschriftung:Grüße die Männer des Cafes.


An Erich MühsamHerrn Erich Mühsam München Kaulbachstr. 40.11.

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str. 20. Donnerstag 6. Mai 1909.

Liebes Eriko! Bin wieder hier. Aber die 50 M sind von der Deutschen Bank noch nicht da. Bär war Sonnabend auf der Bank und erhielt die Nachricht, daß in 3-4 Tagen die Sache erledigt würde. Ich hoffe also auf morgen evtl übermorgen.

Sehr dankbar würde ich Dir sein, wenn Du mir mitteilen möchtest, ob die kontraktliche Fixirung noch vor Pfingsten stattfinden kann. Herr von Ka­minski erschien in der »Schaubühne« am 29. April. Bitte Bitte – schreibe bald eine Zeile.

An den 2 Büchern müßte jedenfalls festgehalten werden – die Sachen passen ja nicht zu einander – ein Band unmöglich.

Mit vielen Bärengrüßen

Dein

P.C.W.


An Erich Mühsam

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str 20.

2. Juni 1909

Mein liebes Eriko!

Die Sache ist einfach. Wenn Herr Dr Douglas vor 4 Wochen Dir gegenüber tatsächlich die beiden Manuskripte annahm, so kann er nicht zurück. Schreibe mir daher umgehend, ob Du beeidigen kannst, daß er mündlich Dir gegenüber beide Bücher annahm. Kannst Du das nicht beeidigen, dann muß ich Dich natürlich blos um die Rückgabe der Manuskripte bit­ten. Du hast in jedem Falle getan, was Du konntest, u. ich danke Dir für Deinen guten Willen. Langen kommt nicht in Betracht – der Verlag wird nicht mehr lange bestehen – das weiß ich ganz genau. Der Simpl. geht schon in diesem Jahre ein. Bonseis wollte nicht einen Pfennig Honorar für wilde Jenny im Voraus zahlen – das ist der ganze »Krach«. Verleger ohne Geld soll man mit Vorsicht behandeln. Vorlesen möchte ich nicht mehr. Dabei kommt nichts raus. Nur immer mutig! Schönsten Dank, daß Du so für mich sorgen wolltest. Aber es wird schon alles gehen – wenn man nur nicht plötzlich einen Widerwillen gegen das ganze Weiterleben bekommt. Cassi-rer will Jenny u die 12 astralen Novelletten auch nicht bringen. Hier wird aber im nächsten Winter »Manches« doch durchgesetzt werden. Nur immer mutig! Bekamst Du »Katerpoesie«?

Nu schreibe bald – ich denke, daß ich schließlich doch wenigstens ein Rein­geld von Herrn Dr Douglas erhalte – evtl noch 250 M. Ob Du richtig tatest, Dein Man. zurückzuziehen, vermag ich von hier aus nicht zu beurteilen. Na – nur immer mutig! Und – richtig ist es jedenfalls, wenn man sich »Gar­nichts« gefallen läßt – denn dabei kommt nichts raus.

Bärengrüsse!

Junigrüsse!

Katergrüsse!

Ueberweltgrüsse!

Dein

olles

PCW

Randbeschriftung:Ich erhielt bislang von Herrn Dr Douglas nicht eine einzige Zeile

ich hab ihm 3 Briefe geschrieben


An Erich Mühsam

Herrn Erich Mühsam Charlottenburg Grolmanstr. 48.11.

Berlin-Friedenau, Thorwaldsen Str 20. 14. Nov. 1909

Liebes Eriko! Beneidet habe ich Dich. Aber – na wir wollen nicht davon re­den – der Reclamewert der Zelle erscheint mir ungeheuerlich. Indessen – noch keine Kritik erschien über Flugschrift. Kannst Du mir viel­leicht mitteilen, wann die Deine im Blaubuch kommt? Ich wäre Dir sehr dankbar, denn ich bin sehr ungeduldig.

Hastigen Dynamit- u. Bärengruss!

Dein oller

Paul Scheerbart


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