Die lustigen Räuber

Paul Scheerbart

Revolutionäre Theater-Bibliothek


Die lustigen Räuber

Ein Schauspiel in fünf Akten

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 Personen.

Katharina Kittel, feine Dame.
Meta von Lohmeyer, feine Dame.
Hannibal Plagemann, Räuber.
Max Pax, Räuber.
Theophil Knipski, Räuber.
Schlammberger, Räuber.
Reitzer, Räuber.
Finkenstein, ein Geheimpolizist.
Strick, ein Zwerg.
Kellner, Bettler und Vagabunden.

Die drei ersten Akte spielen in Stockholm, der vierte Akt in Lappland und der fünfte in Melbourne.

Zeit: nicht allzu ferne Zukunft

Erster Akt Kahles Zimmer mit drei weissen Wänden. Hinten Türe. Vorne grüner Tisch und ein Geldschrank. Fünf Stühle. Hängelampe überm Tisch, auf dem viel Papier und Zeitungen, Tintenfässer, Weingläser, Flaschen etc.Katharina und HANNIBAL  
     
     

HANNIBAL

Aber Käthchen! Darüber sind wir doch im Klaren, dass die Frauen überall die erste Rolle spielen sollten. Was ist denn ein sogenannter Mann? Ein busenloses Lebewesen, dem es an der nötigen Intelligenz mangelt, im Kampfe ums Dasein sich selbständig zu behaupten. Der Mann wird erst was, wenn ihm die Frau hilft.

KATHARINA

Na gewiss doch, Hannibal! Wir sind ja gerne bereit, Euch zu helfen. Wie also sollt sich doch die Gesellschaft nennen? Ich habs nicht behalten.

HANNIBAL

»Allgemeine Versicherungs-Gesellschaft gegen Revolutionsschaden«.

Er widerholt diesen Namen nachdrücklichst.

KATHARINA

Also: »Allgemeine Versicherungs- Gesellschaft gegen Revolutionsschaden«. Hm! Gestatte, dass ich mir das notiere.

Tuts.

Ihr meint also, dass sich damit etwas machen liesse?

HANNIBAL

Die einzige Möglichkeit, Geld zu verdienen. Alle Leute haben heute vor Revolutionsschaden einen Heidenbammel. Da heisst es also: feste zupacken. Von der Todesfurcht der Menschen lebt es sich immer am besten. Wir wollen den Medizinern Konkurrenz machen. Wir versichern Alles: abgeschlagene Nasen, verbogene Diademe, erstochene Minister u.s.w. Besonders aber sind wir bereit, wertvolle Gegenstände gegen geringes Entgelt aufzubewahren – aufzubewahren! Pass man auf: wir werden Pretiosen bekommen! Einfach alle Schätze der Erde werden in Kürze in unsern Händen sein.

Meta und Max kommen herein.

META.

Kathi, ist es wahr – Du willst mitgründen?

KATHARINA

Ja, liebe Meta!

META.

Oh, wie danke ich Dir!

Umarmung.

Teure Freundin, so soll also die wichtigste Gründung unsrer Zeit durch uns zur Tatsache werden?

Nochmals Umarmung und herzlichstes Händegeschüttel.

MAX

Hier, meine Damen, sind zwei Federn! Unterschreiben Sie gütigst die Gründungsprotokolle – dann kann Hannibal mit Ihnen zum Advokaten gehen.

KATHARINA

Ja – sollen wir nicht erst die Sache durchlesen?

MAX

Dadurch verlieren wir nur Zeit, und Du wirst doch nicht zweifeln, dass unsre Freunde ehrlich sind – nicht wahr?

KATHARINA

Nein, liebe Meta.

Die Damen unterschreiben die umfangreichen Akten, in denen die Protokolle niedergelegt sind.

HANNIBAL

Max, gib uns einen guten Benediktiner – dann wollen wir gehen.

Max schenkt ein, es wird getrunken, Meta umarmt ihren Max, und die beiden Damen gehen mit Hannibal ab, während Max auf grossen Foliobogen zu schreiben beginnt. Nachdem die Drei fort sind, tut sich die Versenkungsluke auf, und der Kopf des Theophil Knipski wird sichtbar.

THEOPHIL

Max!

MAX

Was willst Du, lieber Theophil?

THEOPHIL

Auch einen Benediktiner!

MAX

Möchte Mancher! Na – hier hast Du einen.

Theophil trinkt, ohne raufzukommen.

THEOPHIL

Also: die dummen Frauenzimmer haben unterschrieben, nicht wahr?

MAX

Natürlich – das hast Du doch gehört.

THEOPHIL

Die Frauen können doch Alles – Alles – Alles! Gib mir noch einen Benediktiner.

Während Max einschänkt und Theophil die Hand emporhebt – fällt der Vorhang.


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Zweiter Akt

Dasselbe Zimmer – in dem sich jetzt auch Diwane und viele Luxusmöbel befinden; alte Ritterwaffen – besonders Sturmhauben- hängen mit grellfarbigen Schleifen und Bändern an den Wänden.Katharina, Meta und STRICK  
     
     

STRICK sehr korpulenter Zwerg mit Höcker in rot und gelb gestreiften Narrenkleidern.

Dass Ich auch, der ich keiner Fliege was zu Leide tue, in diese grausame Revolutionszeit hineingeboren werden musste – und schliesslich noch Fräulein Meta von Lohmeyer kennen lernen musste – und auch noch lieben lernen musste!

META

Strick, Du bist entzückend!

STRICK

Ach, wenn ich das doch glauben könnte! Ich war leider immer ein Ungläubiger. So konnte ich eigentlich niemals an die Ehrlichkeit der Menschen glauben.

KATHARINA

Was willst Du damit sagen?

STRICK

Dass ichs beklagenswert finde, dass man Euch ein so grosses Vertrauen entgegenbringt.

KATHARINA

Nanu? Glaubst Du, wir wären unehrlich?

STRICK

Ich glaube eben Garnichts. Aber ich bewundere Euch, dass Ihr so ruhig schlafen könnt.

META

Jetzt schlafen wir doch nicht?

STRICK

Nein, denn Ihr müsst augenblicklich die Direktricen der »Versicherungsgesellschaft gegen Revolutionsschaden« vorstellen. Und dazu muss man – wenigstens zeitweise – die Augen offen halten. Ach ja! Dass Euch das auch geglückt ist! In einem Jahre – man sage und schreibe: in einem Jahre – die grössten Schätze der Erde in die Finger zu bekommen! Hippla! Ja! Ja! Wie viel Könige sind denn jetzt bei Euch versichert?

META

Siebzehn Stück!

STRICK

Stück! Diese anmassliche Respektlosigkeit! Wie viel Kronen sind Euch zur Aufbewahrung gegeben?

KATHARINA

83 Stück mit Diamanten, ungefähr 500 ohne!

STRICK

Kinder, mir wird schwindlich. Seid Ihr auch gegen Einbruchsdiebstähle versichert?

META

Schaf! Die eisernen Truhen, die unter uns in den Kellergewölben liegen, sind nicht einmal mit Dynamit aufzubrechen.

STRICK

Alle Wetter! Ja, man merkt bei Euch, dass man in einem Revolutionszeitalter lebt. Und zu dem bildet der feudale Anstrich dieses Zimmers sonen wundervollen Kontrast.

Hannibal und Max kommen.

HANNIBAL

Strick! Geh zum Küchenrat und stell uns ein Diner zusammen.

STRICK

Für wie viel Stunden?

MAX

Mindestens für zehn Stunden.

STRICK

Hier werden Stunden zu Minuten

Und Tage – Jahre – und so weiter!

Wir leben alle riesig heiter.

Und darum will ich mich sehr sputen.

Ab.

HANNIBAL

Kinder, ich habe soeben ein anonymes Schreiben erhalten: ein Attentat ist gegen Euch geplant.

KATHARINA

Das regt uns nicht mehr auf – Attentate sind heute was ganz Gewöhnliches.

META

Ich erkläre die Attentate sämtlich für ordinär.

Reitzer als Diener verkleidet bringt eine Karte – und es erscheint darauf Schlammberger als reicher Herr.

KATHARINA

Darf ich bitten Platz zu nehmen?

SCHLAMMBERGER

Ich wollte hier einbrechen.

META

Brauchen Sie unsre Beihilfe dazu?

HANNIBAL zieht schnell einen Revolver und feuert einen Schuss auf Schlammberger ab, der sofort mit blutiger Weste zusammenbricht.

Dem Attentat wären wir zuvor gekommen.

KATHARINA

Das ist ja entsetzlich!

Geht mit Meta schnell ab, Max begleitet die Beiden.

HANNIBAL

Nu erhole Dich nur schnell, lieber Schlammberger! Du bist brillant gestorben. Hast Du die Werkzeuge bei Dir?

Er verschliesst die Türe und öffnet die Versenkungsluke.

SCHLAMMBERGER

Selbstredend! Mir tut nur leid, dass ich mir die Weste dabei so vollgesaut habe.

Steigt hinunter.

HANNIBAL hinunterrufend.

Willst Du nicht vorher ein Glas Whisky trinken?

SCHLAMMBERGER

Das wird wohl nötig sein.

HANNIBAL giesst ein in Weingläser und trinkt zuerst. Nu komm nur!

SCHLAMMBERGER bis zur Brust herausragend. Die Arbeit scheint mir beinahe aussichtslos zu sein.

HANNIBAL

Na – trink Dir nur Mut an.

Beide trinken.

Vorhang!


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Dritter Akt

Dasselbe Zimmer – aber alle Möbel wüst durch einander geworfen – Wanddekoration auch teilweise zerstört – die Stühle sind sämtlich umgekippt.  
     
     

META kommt durch die Türe und fährt erschrocken zurück.

Hilfe! Was ist denn hier passiert?

STRICK hinter ihr.

Hier sind wahrscheinlich wieder mal ein paar Einbrecher verhauen worden. Das Einbrechen bringt eben nichts mehr ein; Eure Kisten und Kasten sind zu fest. Ja! Ja! Aber es scheint doch, als ob diese Gegend jetzt auch von den Revolutionsbazillen angegriffen wird.

META

Aber das sieht ja hier entsetzlich aus.

STRICK

Gehen wir in ein andres Zimmer. Ueberall werden die Herren Einbrecher doch nicht so gehaust haben.

Beide ab.

Die Versenkung öffnet sich, und Knipski nebst Schlammberger steigen heraus – Beide in Lumpen gehüllt und bis an die Zähne bewaffnet. Schliessen schnell die Versenkung und verstecken sich rechts und links hinter den Möbeln – was sehr schnell vor sich geht. Hannibal und Katharina erscheinen.

KATHARINA

Du lieber Himmel, wie sieht das hier aus?

HANNIBAL

Die ganze Stadt befindet sich im offenen Aufruhr. Wir sind nicht mehr drei Minuten unsres Lebens sicher.

Ein Schuss kracht und Hannibal bricht blutend zusammen – mit Blut an der Weste.

KATHARINA schreiend.

Hilfe! Hilfe! Mörder! Diebe!

THEOPHIL KNIPSKI

Mein gnädiges Fräulein, ich tu Ihnen nichts, denn ich liebe Sie. Aber weil ich Sie liebe, gebe ich Ihnen den Rat, schnell die wertvollsten Juwelen einzupacken und damit loszuziehen.

Die Türe wird aufgerissen, Max und Reitzer erscheinen – der Letztere wieder in Bedientenkleidung. Mehrere Pistolenschüsse werden gewechselt. Reitzer und Knipski fallen blutend zu Boden.

KNIPSKI.

Ich sterbe. Katharina, nimm die Juwelen und – flieh!

KATHARINA

Entsetzlich! Hilfe! Hilfe!

Stürzt hinaus, Max folgt ihr. Nachdem die Beiden fort sind, horchen die Verwundeten auf. Verwundet sind also: Hannibal, Knipski und Reitzer – Schlammberger hinter den Möbeln ist nicht verwundet.

SCHLAMMBERGER

Na, Kinder, wenn wir jetzt nicht die grossen Schlüssel bekommen!

KNIPSKI.

Max Pax wird seine Sache schon machen.

HANNIBAL

Das ist eine Revolutions-Komödie!

REITZER.

Ganz Stockholm ist so ruhig wie ein Erbbegräbnis.

KNIPSKI.

Aber welche Masse von Ochsenblut haben wir verschwendet.

SCHLAMMBERGER

Na – und nu erst die Schweinsblasen!

HANNIBAL Still! Sie kommen! Wir müssen stöhnen.

Sie stöhnen.

SCHLAMMBERGER

Wenn ich blos einen Kognak hätte!

HANNIBAL

Hinterm Geldschrank!

Schlammberer trinkt. Max, Strick und die beiden Frauen kommen. Diese beschäftigen sich mit Knipski und Hannibal, Strick reicht dem Reitzer sein Taschentuch.

MAX

Strick, leite die Frauen durch den unterirdischen Gang zum Wasser – wir kommen nach!

Er öffnet die Luke und drängt Strick und die beiden Frauen eiligst hinunter. Kaum sind sie unten, so erheben sich die Verwundeten – und die fünf Räuber schütteln sich die Hände, Max rasselt mit dem Schlüsselbunde herum. Umarmung – Kognaktrinken, Alle steigen langsam hinter einander in die Versenkung. Max mit dem Schlüsselbunde zuletzt. Während er mit diesem lachend weiterrasselt, fällt der Vorhang.


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Vierter Akt Eine Räuberhöhle in Lappland. Rechts, links und hinten kahle Granitwände mit Gestrüpp. An der hinteren Wand rechts und links zwei rohe Holzleitern. Unten Warenballen, Waffen, Kleiderhaufen und allerhand Trödelkram in wüster Unordnung. Ein Tisch in der Mitte.Katharina und Meta sitzen am Tisch auf Warenballen, die fünf Räuber liegen herum – rauchen und trinken.  
     
     

HANNIBAL

Jetzt wollen wir teilen.

DIE VIER ANDERN RÄUBER

Bravo!

KATHARINA

Wie sollen wir das verstehen? Sind wir denn hier an eine Räuberbande geraten?

META

Aber Käthe! Sei doch nicht so beleidigend.

THEOPHIL KNIPSKI

Meine Damen, sie irren keineswegs: ich bin der Räuberhauptmann. Und Sie sind von meinen Leuten Hannibal und Max an der Nase herumgeführt worden.

KATHARINA

Ha! Das ist ja eine Gemeinheit!

Weint schluchzend.

META

Oh! Oh! Wo ist blos der Strick?

SCHLAMMBERGER

Die Stricke sind hier. Wir werden Sie anbinden.

Die Damen werden rechts und links an den Seitenwänden auf Warenballen angebunden, die Räuber raffen dann Verschiedenes zusammen und steigen die Leitern hinauf, während der Hauptmann noch die folgende Rede redet.

THEOPHIL KNIPSKI

Meine Damen ich werde sofort einen Geheimpolizisten beauftragen, sie wegen gemeingefährlicher Unterschlagungen zu verhaften. Dass die »Versicherungsgesellschaft gegen Revolutionsschaden« so zusammenbrach – daran haben Sie, meine Damen, ganz alleine Schuld. Warum liessen Sie sich von Hannibal und Maxen übertölpeln? Weil Beide Ihrer Eitelkeit zu schmeicheln wussten. Uebernehmen Sie ein andres Mal nicht Stellungen, denen Sie nicht gewachsen sind. Sie werden für Ihre durch Eitelkeit erzeugte Leichtfertigkeit mit mindestens zwanzig Jahren Zuchthaus bestraft werden. Was denken Sie denn? Meinen Sie, die verschiedenen Potentaten werden es nicht übel nehmen, dass Sie die Krondiamanten, die wir in der Tasche haben, leichtsinniger Weise durchbrachten? Hüten Sie sich vor der Hand des Gesetzes. Wir gehen mit unsern Brillanten nach AmERIKA Leben Sie wohl.

Nach oben rufend, wo die Andern noch zu sehen sind.

Seht Ihr den Geheimpolizisten?

Oben antworten die Andern »Jawohl! Ja wohl!« und Knipski klettert nun auch nach oben und verschwindet mit seinen Leuten.

KATHARINA

Oh – diese Schmach!

META

Sei froh, dass Sie Dich nicht getötet haben.

KATHARINA Also mit Räubern waren wir die ganze Zeit über zusammen! Oh!Oh!

META

Ach ja!

Der Geheimpolizist Finkenstein – hässlich und rothaarig – steigt schnell die linke Leiter hinunter.

FINKENSTEIN

Meine Damen, heissen Sie Meta von Lohmeyer und Katharina Kittel?

Sie antworten

»Ja«.

Dann muss ich sie gleich wegen Unterschlagung verhaften.

STRICK die rechte Leiter langsam hinuntersteigend – auf dieser.

Mein Herr! Mein Herr! Warten Sie doch! Verhaften Sie doch nicht so voreilig. Hören Sie blos zu: die fünf Räuber, die soeben nach Amerika gingen, haben nur die Brillanten mitgenommen und das Geld in Stockholm gelassen. Wollen wir zusammen das Gold holen und auch nach Amerika fliehen? Das ist doch das beste Geschäft für Sie.

FINKENSTEIN

Sie haben Recht! Holen wir das Gold!

Strick unten streichelt die META

Aber wir täten wohl gut, diese beiden Damen kalt zu machen, nicht wahr? Zieht ein Messer.

STRICK

Aber Mann! Stecken Sie Ihr Messer ein und kommen Sie – die Damen tun uns doch nichts – die verhungern hier. Kommen Sie fix nach oben!

Finkenstein nickt, sie flüstern und steigen auf ihren Leitern nach oben – Strick rechts, Finkenstein links.

META

Herr Strick, wollen Sie mich treulos verlassen?

STRICK mitten auf der Leiter stehen bleibend.

Ja – wollen Sie mich denn heiraten?

META

Von Herzen gern, Herr Strick!

FINKENSTEIN

Und Sie, Fräulein Käthe, würden Sie mich heiraten, wenn ich Sie befreie?

KATHARINA

Ja! Ja!

STRICK zu FINKENSTEIN

Sie, Mann, da müssen wir noch mal runter und unsre Bräute umarmen.

FINKENSTEIN

Das müssen wir!

Sie steigen hinunter.

Vorhang!


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Fünfter Akt Parkveranda im Europäischen Hof zu Melbourne. Lange Dinertafel in der Mitte. Hinten Park, zu dem ein paar Stufen hinabführen.Die fünf Räuber sitzen an der Tafel und speisen. Die Kellner ziehen sich zurück.  
     
     

HANNIBAL leise

Mir sind sämtliche Banknoten geraubt.

MAX

Ich weiss nicht, wie ich die Hotelrechnung bezahlen soll.

THEOPHIL KNIPSKI

Dass wir auch zufälliger Weise all das Geld bei uns haben mussten!

REITZER.

Und heute wollten wir die Gelder auf die Banken bringen.

SCHLAMMBERGER

In Australien scheint man das Räubern besser zu verstehen als in Schweden.

HANNIBAL

Und blos vier vermummte Gestalten!

THEOPHIL KNIPSKI

Und die Vier haben uns – Alles – Alles – abgeknipst.

MAX

Es ist eine Gemeinheit. Aber sie hatten uns brillant gefesselt.

Katharina, Meta, Strick und Finkenstein erscheinen hinten – in Reisekleidung. Die fünf Räuber erheben sich und sind entsetzt.

THEOPHIL KNIPSKI

Na – wo kommt Ihr denn her?

STRICK

Wir waren hier geschäftlich tätig.

MAX

Womit denn?

META leise.

Wir haben fünf Leute ausgeräubert.

KATHARINA eben so leise.

Wir haben unser Meisterstück gemacht.

THEOPHIL KNIPSKI

Seid Ihr in der Nacht auf unsern Zimmern gewesen?

FINKENSTEIN

Zu dienen! Und zwar unter Führung des Herrn STRICK

DIE FÜNF BERAUBTEN RÄUBER

Hurrah! Hurrah!

Alle Neun fallen sich um den Hals.

THEOPHIL KNIPSKI

Strick hat sein Meisterstück gemacht. Ich gebe ihm mein Kommando.

ALLE leise

Meister! Meister!

KATHARINA

Die Rache ist süss! Nicht wahr?

STRICK

St! Nicht so laut! Was sollen die Kellner denken?

Er klingelt – und die Kellner erscheinen.

OBERKELLNER

Es sind arme Leute draussen. Darf ich fragen, ob die Herrschaften geneigt wären, den Armen ein Mittagbrot zu verabreichen?

STRICK

Führ sie rein! Wenn die Kerls uns die Stiebel küssen, wollen wir mildtätig sein.

Während sichs die Neun an der Tafel bequem machen und die Kellner wie die Tollen hin und herlaufen, kommen die Bettler und Vagabunden und küssen den hohen Herrschaften die Stiebel und weinen dabei, während die Neun lachen und kleine Geldmünzen austeilen.

STRICK zu den Vagabunden

Na, liebe Leute, habt Ihr Euch auch niemals an fremdem Eigentum vergriffen?

Die Bettler und Vagabunden weinen, und Einer sagt: »Ich war einst ein grosser Räuberhauptmann.«

THEOPHIL KNIPSKI

Einst! Na prost, Kollege

Fürchterliches Gelächter der Neun, Geweine der Andern.

Vorhang!


scheerbart-theater   Die Puppe und die Dauerwurst

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