Der strahlende Übermut

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Der strahlende Übermut

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Eine Randglosse zu den Zeichnungen in dieser revolutionären TheaterBibliothek
Der technischarchitektonischen, in der bedeutungslosen Linie befangenen Geschmacksrichtung unsres modernen Kunstgewerbes wollte ich den strahlenden Uebermut einer „neuen“ Renaissance gegenüberstellen.
Nun ist mir von verschiedenen Seiten erklärt worden, dass ich, um dieses Ziel zu erreichen, mehr Zeichnungen hätte liefern müssen – die vorhandenen wären einfach „nicht genug“. Dieser Vorwurf, dass ich „nicht genug“ gebracht hätte, scheint mir wohl berechtigt zu sein; ich empfinde durchaus, dass der Uebermut noch nicht so aus den Zeichnungen herausstrahlt, wie er es wohl müsste, wenn er etwas der alten italienischen Renaissancezeit Analoges darstellen wollte.
Andrerseits deucht mir aber, dass dieses NichtStrahlen des Uebermuts nicht blos an der„Zahl“ der Zeichnungen liegen dürfte; es sind über hundert Zeichnungen vorhanden – sollten das „wirklich“ nicht genug sein?
Mir will es beinahe so vorkommen, als stäke ein kleiner Scherz hinter dem Vorwurf, der mir gemacht wird; ich glaube, es liegt an andern Verhältnissen, dass der strahlende Uebermut nicht so zur Geltung gelangt, wie ichs erstrebt habe.
Eine Erörterung dieser „anderen“ Verhältnisse würde hier aber zu weit führen.
Mariendorf bei Berlin
den neunten September
1904
Der Verfasser

 


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Revision 30-12-2022

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