Handschriften

Handschriften, Briefe, Karten

ngg_shortcode_0_placeholder Kolorierte Fotopostkarte vom großen Palmenhaus im Botanischen Garten, Berlin-Dahlem

15. Juli 1913
0h Riccardo! Urostehenden Palazzo hab ich nicht erfunden – wol aber ein »Einarmiges Signalalphabet für farbige Scheinwerfer u. Zeigerflügel auf Farbenreif«. Hoho! Die Sache wird jetzt eklig. Auch eine »Gesellschaft f. Glasarchitektur« wird gleich gegründet werden. Willst Du Ehre mitglied sein? Bärengrusse von Horne to Horne Din
old Kaptain Paulus

Randbeschriftung: Na prost! Blume!
Postkarte (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg) (R.D. 15.7.13)
Signalalphabet für farbige Scheinwerfer: Die Lichtsignalsprache als Kommunikationsmittel zwischen Flugzeug und Bodenstation stammt aus dem Szenarium der »Glasarchitektur«


AN FRANZ SERVAES
Briefkarte mit großer kolorierter Federzeichnung vermutlich Sommer 1903

Liebes liebes Franzi!

Meinen wildesten Dank! Ich hatte schon Alles aufgegeben. Aber jetzt wach­ sen mir wieder Flügel. Ich werde jetzt ein Jubilate zeichnen. In c. 14 Tagen mehr! Zunächst zeichne ich für Ver sacrum, Jugend, Simplicissimus, Uni­ versum, Studio u. andre Zeitschriften – sehr v i e1. Orkangrüsse! Deiner Frau und Dir (Dir!) und Deinen Kindern von

Deinem alten Paulus nebst Ursus!

Randbeschriftung: Sei gegrüsst! Und grüsse Herrn Miethke! Ich sage Herrn M. heissen Dank


AN FRANZ SERVAES

(An) den großen Anti-Anti-Ami-Erotiker
Franz Franz Servaes
Wien XIII. I 5
Linzer Strasse 464.

Scheerbart-Heering, Charlottenburg Kaiser Friedrich Str 29

Kleine kolorierte Federzeichnung am oberen Kartenrand Poststempel: 4. 5. 03

Ih Du liebes Franzi!

Mir machst Du doch nichts weiß. Wohl ist die Haut der schönen Karrabor­ rier gebräunt von der braunsten Erotik. Aber der Kern- die Seele – ist bei Deinen Karraborriern »anti-erotisch« durchaus. Daran wirst Du trotz Al­ lem nichts ändern. Die K. thun blos »äußerlich« so erotisch, um mich ein bischen zu ärgern – was Ihnen aber garnicht gelingt – da sie mir einfach mächtig gefallen. Das nimmst Du mir doch nicht übel- wie? Alle Deine Erosheroen werden feste für ihre ausschweifende Erotik bestraft – nur die so­ lide (so1i d e !) Erotik Fukuruschus u. der drei Handwerker wird belohnt. Hieraus erkennt man wieder ……. Hurrah! Hurrah!

Lauter lachende kugelrunde Bärengrüße dem Lenzhause der Familie Franzi Servaes

Je suis
Euer P.C.W.

Postkarte (Nachlaß Franz Servaes, Wien)(F. s. 4. 5. 03) Karraborrier: S. die beiden vorhergehenden Briefe an Servaes. Fukuruschu … Hollunderboom . .. Karocko-Krucki: Einwohner von Karraborrien. Beatens Bildnis: Die Rede ist von Servaes‘ jüngerer Tochter.


AN RICHARD DEHMEL

(An) den Herrn Notwendigkeits-Inspektor
Dr Richard von Dehmel Blankenese bei Harnburg Parkstrasse 40
Seitwärts von der Eibe – –
Poststempel: 3.1. 02
 
Bildpostkarte mit Mann und Frau am Meer, von Seheerbart mit »Kaidoh« und »Liw(una)« beschriftet
K. Na – was sagen Sie nu zu diesem Dr Fitzebutze?
L. Er ist in Blankenese so ötepetöte geworden. K. Sie meinen- er hat sich so?
L. Yes – besonders mit deinen dicken Gedanken – er spricht sie nicht aus. K. Und war doch sonst son fideles Haus!
[Liw. denk an Dr.F. und sinnt – sinnt lange -]
Randbeschriftung:
1902!!
1902!!

AN FRANZ SERVAES
(An) den GrossherrnHerrn Herrn Franz ServaesWien XIII/5Linzer Str. 464Zehlendorf-Wannseebahn, Anna Str. 5. 8.IV. 07

Auf dem oberen Teil der Postkarte aufgeklebter Ausschnitt aus dem Straßenplan von Zehlendorf

Da siehst Du nun, o Franzi, daß Du ganz richtig vermutet hast! Die Paul Scheerbartstraße ist wirklich nicht weitab. Der Gemeindevorstand von Z. hat mich flehentlich*) gebeten, doch die Erlaubnis zu geben, daß die beiden Straßen Anna-Scheerbart-St ßeden. Ich aber gestattete nur Anna-Str u. Paul Str, habe allerdings gestern gut­ mütig, wie ich immer bin, eingewilligt, daß in der Kaiser-Strasse ein Reiter­standbild von mir (d. h. mich zu Pferde darstellend) errichtet wird.
Enthüllung im Sommer d.J.
Heil! Hurrah!
Dein oller Paulus.

Randbeschriftung:*) man küßte mir sogar den rechten großen Zeh – doch sprich darüber nicht.
Ei! Ei! Den Figaro kennst Du auch?
Auf Reise nach Süd-Pol berühren wir Wien ValeriestrJens.
Gal. bestellt Bärengrusse dem Hause F. S!!!
Brief (Nachlaß Franz Servaes, Wien)
Den Figaro: das Figaro-Theater, s. Anmerkung zu Nr. 421.Jens. Gal.: »Jenseits-Galerie«.


AN RICHARD DEHMEL

Poststempel: 21.8.12

Oh Riccardo! Gratulire Dir zur glücklichen Heimkehr. Vergiß doch ja nicht: Die Mont blancs, die wackeln alle; Wasser hat keine Balken. Wir kommen Sonnabend Abend (24. Aug. 1912) um dieselbe Zeit wie damals im April 1909(.) Inzwischen grüßen wir das Haus Dehmel mit Halloh etc.

Din oller Paulus

Federzeichnung auf der Adressenseite der Postkarte

Postkarte (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg)
Gratulire Dir zur glücklichen Heimkehr: von einer Bergtour in die Savoyer Alpen.

AN RICHARD DEHMEL
(An) den lieben guten Onkel
Richard· Dehmel
Heidelberg
Schlossberg 21.
Lieber Dick! Daß Du lange nicht so »fein« besoffen bist wie der P. C. W
sieht man Dir an!!
Prost!—
Breege auf Rügen Freitag 12. Juli 1901 Vorm. 11 Uhr
Kolorierte Federzeichnung auf der unteren Kartenhälfte

AN RICHARD DEHMEL

Abs. Rittergutsbesitzer Seheerbart Breege auf Rügen

Kolorierte Federzeichnung in der linken oberen Ecke der Postkarte

Breege auf Rügen 28. April 1901. Sonntag Nachmittag 112 2 Uhr

Das Meer rauscht –
Die Sonne scheint hell.

Lieber Dux! Gestern kam ein alter Negerfürst nach Breege, reichte mir die schwarze Hand und fragte mich: »Wissen Sie, wo Richard Dehmel wohnt?« Sofort rief ich »Keine Ahnung! Keine Ahnung!« Da schüttelte der alte Fürst wehmuthsvoll sein edles Haupt und sprach: »Schade! Sehr schade! Diesen Dehmel hätte ich ganz gerne aufgegessen!« Ich erbleichte– aber ich freute mich, daß ich Dir wieder mal das Leben gerettet hatte. Nu- schimpf nich mehr! Ich bin Dein P.C.W.

Dux: Führer (lat.)


AN FRANZ SERVAES

Herrn Dr Franz Servaes Dt. Wilmersdorf b/Berlin Bruchsalstrasse 1.
Edler Lord! Ich drücke Dir zärtlich die Hand und bin sehr gerührt. Und ich schrieb eine:
Hobelphantasie!
Mir klappern alle Zähne;
Der alte Brei der Welt ist dick.
Doch lange Wunderspäne
Umringeln all mein Mißgeschick.
1. Nov 98.
Schäumenden Gruß von Deinem Paulus.
Kleine Zeichnung in der linken unteren Kartenecke
Postkarte (Nachlaß Franz Servaes, Wien)
Hohelphantasie: Das Gedicht wurde 1898 in der »Gesellschaft« publiziert.

AN RICHARD DEHMEL

(An) den veritablen Onkel Satanas
Herrn Dr Richard Richard Richard Dehmel
Heidelberg Schlossberg 21. im Feuerregen

Abs. Scheerbart-Heering Breege auf Rügen im Schnee
Fotopostkarte mit Aufdruck: Dorfstrasse. Gruss aus Ostseebad Breege (Rügen), von Seheerbart überzeichnet
Poststempel: 25. 2. 01

Ich bin ein Schwein? Oh nein! Oh nein!
Riskir nicht Kopf und Kragen,
Mein edler Schwartenmagen!

Postkarte (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg) (R. D. 25. 2. 01)Onkel Satanas: Die Titulierung bezieht sich auf die Pantomime >>Lucifer«, die Dehmel1900 veröffentlichte. Sie ist >>dem Zukunftstanztraid und Jenseitsglanzhold Paul Scheerbart<< gewidmet

 


 

ANNA ScHERLER AN FRANZ SERVAES   Poststempel 12. 7. 98

Geehrter Herr Doctor!

Heute Dienstag früh gegen 1/2 10 Uhr war ich bei Ihnen draußen, leider vergebens. Herr Scherbart ist schon seit Sonnabend früh von hier fort und bis jetzt noch nicht zurückgekehrt. Ich las auf Ihrer Tafel genug her­ aus. Also das a1t e Lied b. H.Scherbart. Auch laß ich Ihren Brief, und ersah wunderbare Sachen daraus, nun es ist noch kein Eisen geschmiedet.

Hochachtungsvoll. A. Scherler Niederschönhausen.

Die Karte wurde von Servaes mit der Aufschrift »Bär!« gekennzeichnet.

das alte Lied: Anna Scherler vermutete Scherbart auf einer Zechtour.

A. Scher/er: Anna Sommer, verwitwete Scherler, verheiratete Seheerbart (11. 8. 1858 Osterburg, Altmark- 8. 7. 1936 Berlin), Hausfrau. Seheerbans Beziehung zu Anna Scherler begann 1890, als er bei der Postbeamtenwitwe als Untermieter einzog. Aus dem Mietsverhältnis entwickelte sich allmählich eine Lebensgemeinschaft, die 1900 durch Eheschließung legitimiert wurde.

Anna Seheerbart wird in Erinnerungen von Freunden und Bekannten stets in ähnlicher Weise geschildert. So heißt es über sie in den >>Lebenserinnerungen« Hanns von Gumppenbergs: Seheerbart »hatte sich ein merkwürdig derbes, prosaisches weibliches Wesen beigesellt, das er seinen >Bären< zu nennen pflegte; doch hatte dieser Bär offenkundige Verdienste, denn er hielt das Wenige, was es bei Seheerbart zu verwalten gab, mit aller Umsicht einer tüchtigen Hausfrau zusammen, und das ewige grosse Kind hätte sich in der feindseligen Welt ohne seine stämmige und treubesorgte, wenn auch brummige Ueberwacherin sicher nicht so lange erhalten kön­nen.<< (Gumppenberg, S. 216.)

Seheerbart porträtierte seine Gefährtin in dem Roman >>Tarub, Bagdads berühmte Köchin<<. Ausführlich schildert er sie auch in den Briefen an seine Jugendliebe Rosa Gerlach (11. 10. und 15.11.1904). Weiteren Aufschluß über Anna Seheerbart und das Verhältnis zwischen den Ehe­ leuten gibt die nach Seheerbans Tod veröffentlichte Sammlung Non Zimmer zu Zimmer. Schmoll- und Liebesbriefe des Dichters an seine Frau«.


AN RICHARD DEHMEL
Fotopostkarte vom S-Bahnhof Botanischer Garten. Von Seheerbart gezeichneter Pfeil zum Nebenhaus und Anmerkung: unser Stammlokal

Poststempel: 30.4.12

Bo-Griisse! Lieber R! Situatio bischen besser! Beine beiderseits ditto. »Astrale Novelletten« kummen in drei Wochen. Durst gut! Na prost!
Din oller Paulus

Zusatz von Anna Scheerbart:
Ihnen Beiden-von uns Beiden- Maigruße- dicke! Rolle verschleudert- für 300 Mrk. Bald mehr! Ihr Bär.

Postkarte (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg)
unser Stammlokdl: Die Gaststätte von >>Papa« Hoffmann am S-Bahnhof >>Botanischer Garten«, wenige Minuten von Seheerbans Wohnung in der Marschner Straße entfernt, war in den letzten Lebensjahren sein täglicher Anlaufspunkt,
Rolle verschleudert: Nach Aussage von Seheerbans Nachlaßverwalter Helmut Draws.:Yychsen erwarb Anna Scheerbart ein Patent für eine >>Wäscherolle fürs Haus«

 


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