Briefe an Ernst Rowohlt

An Ernst Rowohlt
Adressenstempel: Paul Scheerbart etc.

10. September 1910.

Lieber Herr Rowohlt!
Meinen schönsten Dank für Ihren freundlichen Brief. Ich freue mich sehr, daß die »Zukunft« wirkte. Ich werde Besprechungen veranlassen, wo ich kann.
Mächtig freue ich mich auch auf die Ausstattung. Na – vielleicht wirds ein Schlager.
Ich sende anbei das Manuskript und außerdem das vom Kometentanz als Probe.
Ich habe endlich alle alten Kisten durchsucht und bis jetzt Folgendes ge­funden:

Tod der Barmekiden (vollständig)

Rakkox u. wilde Jagd (vollst.)

Die grosse Revolution (vollst)

Der Kaiser von Utopia (vollst)

Ich liebe Dich! (fehlen ein paar kl Geschichten)

Immer mutig 2 Bände (fehlen auch ein paar kl. Gesch.)

Nun weiß ich aber nicht, was ich dafür haben möchte. Wollen Sie oder Ihr Herr Compagnon, dem ich mich bestens zu empfehlen bitte, nicht über die Preisfrage selber nachdenken? Vielleicht geben Sie mir einen Anhalt, u. dann sende ich die Manuskripte. Sie können die 6 auch bekommen, ohne daß der Preis vorher bestimmt ist.

Mit vielen Grüßen – auch von meiner Frau – bin ich

Ihr

ergebenster

Paul Scheerbart

Freue mich sehr auf Ihren Besuch. Hier ist es einfach prächtig – weite Wie­sen u. viele Bäume. Pardon! Sie haben mir noch nicht meinen Contrakt gesandt!

An Ernst Rowohlt
Adressenstempel: Paul Scheerbart etc.

19. Sept. 1910.

Lieber Herr Rowohlt! Bin ganz berauscht. Das Buch sieht einfach ent­zückend aus. Meinen heiligsten Dank. Tagebl. u. B. Z. gelesen. Famoser Anfang. Und mit der Modellgeschichte bin ich so weit, daß die Welt bald über­rascht sein wird. Denn – es bewegt sich doch!!! Noch glaubt Keiner*).

Mit perpetuirlichsten Grüßen

Ihr ergebenster Paul Scheerbart Pardon der »eiligen« Karte!
Randbeschriftung:
*) Das wird aber bald anders werden

An Ernst Rowohlt
Herrn Ernst Rowohlt Verlag Leipzig Königstrasse 10.

23. Sept. 1910.

Lieber Herr Rowohlt! Schönsten Dank für das Leipziger Tageblatt. Das ist ja herrlich. Na – jedenfalls gefällt das Buch. Der Bruder von Otto Erich Hartleben schreibt mir, daß es in Essen nicht ausliegt – auch nicht auf den Bahnhöfen. Aber – das kommt wol noch. »Die deutsche Kolonial- und Gewerbe-Bank« fragte an, ob ich mich der Patentverwertung wegen an sie wenden würde. Herrlich nich! Ich schrieb, daß es sich jetzt um einen »Zuglast-Ro t at i o n s motor« handelt.
Ich glaube, daß der jetzt funkioniren wird. Aber das glaubt mir kein Mensch.

Mit den lustigsten Radgrüssen – auch v. m. Frau –

bin ich

Ihr ergebenster

Paul Scheerbart.

Randbeschriftung:
Die Ausstellung des Buches imponirt überall mächtig

An Ernst Rowohlt

Gr. Lichterfelde 6. October 1910.

Lieber Herr Rowohlt! Soeben schreibt mir Franz Pfemfert (Red. Der De­mokrat) Berlin-Wilmersdorf Nassauische Str. 17, daß er kein Exemplar f. d. Recension bekommen hat. Mein Gott, warum haben Sie den grade ausge­lassen? Ich hab ihm anderthalb Dutzend Nachdrucke u. einen Originalarti­kel im letzten halben Jahr gratis gegeben – nur weil ich im Demokrat Kri­tik haben wollte. Ich schick ihm jetzt mein letztes Autoren­exemplar.
Aber ich fürchte, daß Sie bei der Versendung der Ex. noch andre Adressen, die ganz bestimmt Kritiken bringen, ausgelassen haben. Ich höre von ver­schiedenen Leuten wie Buchner, Walther Nissen (Blaubuch) keine Silbe. Beim letzteren steht es genau so wie bei Pfemfert. Darf ich Sie nun sehr bitten, mir mitzuteilen, wen Sie ausgelassen haben? Dr. H.W. Zahn bekam auch nicht – auch Dr. S. Friedländer nicht. Bitte bitte schreiben Sie mir die Liste der Ausgelassenen, damit ich weiß ob wichtige Adressen ausgelassen sind.

Mit vielen Grüßen – auch von meiner Frau –

bin ich

Ihr

Paul Scheerbart

Der letzte Rotationsmotor, den ich komponirt habe, muß nach meiner Mei­nung endlich funktioniren. Jetzt hab ich aber nicht mehr das Geld, um die Sache herstellen zu lassen. Jedenfalls kenne ich jetzt schon ein paar hundert Kompositionen, die nicht gehen. Meine letzte aber wird wol gehen. Ich glaube immer wieder ans Gelingen. Die Geschichte wird jetzt sehr inter­essant.

An Ernst Rowohlt

Gr. Lichterfelde W. Marschner 15. Poststempel 8.10.10
Lieber Herr Rowohlt!
Hurrah!
Heiligsten Dank für die vierte Auflage!
Ich freue mich so.
Hoffentlich demnächst Modell-Telegramme.
Ich glaube – es giebt gleich mehrere Perpehs

Perpetuirlichst

Ihr

Paul Scheerbart


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